Bildungskarenz: Bald auch in Teilzeit-Variante
Von Sandra Baierl
Wer sich weiterbilden möchte, hat seit einigen Jahren die Möglichkeit einer speziellen Karenz. Der Chef des Arbeitsmarktservice (AMS) Johannes Kopf verteidigt diese Bildungskarenz: Diese Maßnahme werde in hohem Maße „verantwortungsvoll“ genutzt und für Weiterbildungsmaßnahmen eingesetzt, dies habe eine Evaluierung durch das Institut für Höhere Studien (IHS) ergeben.
Weltreise-Phänomen
Die Bildungskarenz findet in Österreich immer mehr Zuspruch. Derzeit kostet diese Maßnahme – Auszeit von der Arbeit zum Zwecke einer Ausbildung, Arbeitslosengeld in dieser Zeit und Recht auf Rückkehr auf den Arbeitsplatz – das AMS mehr als 70 Millionen Euro pro Jahr. Kritiker bemängeln, dass nicht kontrolliert werde, ob die angegebenen Weiterbildungsmaßnahmen auch tatsächlich besucht werden bzw. auch mit Erfolg abgeschlossen werden.
In Einzelfällen würde die Bildungskarenz vielleicht als „Sabbatical“ für eine individuelle Pause – etwa für eine Weltreise – verwendet, räumt Johannes Kopf ein. Auch als „individueller Sozialplan“ werde die Bildungskarenz in manchen Fällen genutzt, wenn jemandem vor einer absehbaren Kündigung noch eine Weiterbildung ermöglicht werde. Damit kann der AMS-Chef aber leben, wie er zugibt: „Das halte ich nicht für verwerflich, wenn eine sinnvolle Weiterbildungsmaßnahme gesetzt wird“.
Neues Teilzeit-Modell
Das AMS sei daran interessiert, dass die Bildungskarenz stärker durch Geringqualifizierte genutzt wird. Die neue Möglichkeit der Bildungsteilzeit könnte dazu beitragen, meint Johannes Kopf. In der neuen Variante der Bildungskarenz sollen Arbeitnehmer in Teilzeit arbeiten und sich
gleichzeitig aus- bzw. weiterbilden. Diese, von der Regierung vergangene Woche vorgeschlagene Bildungsteilzeit, wäre gerade für die Weiterbildung Niedrigqualifizierter eine Chance.
Konkret wäre nämlich der Einkommensausfall für einen Geringverdiener bei der Bildungsteilzeit geringer, als bei der derzeitigen Bildungskarenzregelung, da die Person in Teilzeit weiterarbeitet und vom AMS ein Weiterbildungsgeld bekäme. Durch die Steuerprogression bzw. die Besteuerung erst ab 12.000 Euro Jahreseinkommen würde die Bildungsteilzeit für Geringverdiener „leistbarer“ werden, hofft AMS-Chef Kopf.
Die derzeitige Bildungskarenz werde stark von Jungen und Höherqualifizierten genutzt. Sie seien am Arbeitsmarkt aber ohnehin recht gut positioniert. Für das AMS wäre es aber wichtig, dass auch Geringqualifizierte die Angebote nutzen, um ihre Chancen am Arbeitsmarkt zu verbessern. Weil Jobs für Geringqualifizierte in Zukunft immer weniger existieren würden.