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Wie das Elternhaus die Schullaufbahn bestimmt

Bildung ist nach wie vor vererblich in Österreich. Das ist eines der Ergebnisse des am Dienstag von der Statistik Austria präsentierten Bands "Bildung in Zahlen 2011/12", so Generaldirektor Konrad Pesendorfer bei einer Pressekonferenz. "Es ist nach wie vor von Relevanz, aus welchem Elternhaus Sie kommen." So erreichten etwa in der Altersgruppe der 25- bis 44-Jährigen 53 Prozent der Kinder aus Akademikerhaushalten einen Hochschulabschluss, aber nur fünf Prozent jener Kinder, deren Eltern als höchste Ausbildung lediglich einen Pflichtschulabschluss aufweisen.

Auch umgekehrt besteht dieser Zusammenhang: 32 Prozent der Kinder aus einem Elternhaus mit höchstens Pflichtschulabschluss in dieser Altersgruppe erreichen selbst lediglich einen Pflichtschulabschluss, aber nur rund fünf Prozent der Akademikerkinder bleiben auf der untersten Ausbildungsstufe. Über die Generationen hat es bei diesen Prozentsätzen nur eine leichte Verbesserung der Mobilität gegeben - in der Altersgruppe der 45- bis 59-Jährigen sieht es nämlich ganz ähnlich aus. Was man aber sehr wohl berücksichtigen müsse, sei die Verbesserung des gesamten Bildungsniveaus etwa mit immer mehr Hochschulabschlüssen, so Pesendorfer. So beträgt der Akademikeranteil der Eltern in der Altersgruppe der 45- bis 59-Jährigen nur vier Prozent, bei den 25- bis 44-Jährigen aber schon elf Prozent. Nur über einen Pflichtschulabschluss verfügten bei den Eltern der 45- bis 59-Jährigen noch 48 Prozent, eine Generation später waren es nur mehr 27 Prozent.

Kaum Wechsel in AHS

Für die spätere Laufbahn wichtig ist es auch, ob man eine AHS-Unterstufe oder eine Hauptschule besucht. So wechselten rund 93 Prozent der Abgänger einer AHS-Unterstufe an eine maturaführende Schule (62 Prozent AHS-Oberstufe, 31 Prozent berufsbildende höhere Schule/BHS), aber nur 38 Prozent der Hauptschulabgänger (acht Prozent AHS-Oberstufe, 30 Prozent BHS). Die restlichen Hauptschul-Absolventen wechseln vor allem in Polytechnische Schulen (26 Prozent), berufsbildende mittlere Schulen (21 Prozent) und Berufsschulen (acht Prozent) bzw. treten gar keine weiterführende Schule an (sechs Prozent).

Insgesamt steigt das Bildungsniveau in Österreich nach wie vor an. Einer der Indikatoren dafür ist die Akademikerquote - deren Höhe ist aber eine Frage der Definition, so Pesendorfer. So liegt Österreich bei der in internationalen Vergleichen herangezogenen Tertiärquote (Hochschul-, Akademie- und Kollegabschlüsse sowie Meister- und Werkmeisterprüfungen) nach wie vor im Hintertreffen: 2010 wiesen 19,3 Prozent der österreichischen Bevölkerung im Alter von 25 bis 64 Jahren einen Tertiärabschluss auf - im Schnitt jener 21 EU-Staaten, die auch OECD-Mitglied sind, sind es dagegen 27,6 Prozent. Da die Akademikerquote in vielen Ländern rascher als in Österreich steigt, vergrößerte sich dieser Abstand zuletzt sogar.

Wer ist Akademiker?

Anders sieht es aus, wenn man die von der EU für ihr "Europa2020-Ziel" herangezogene Maßzahl verwendet. Nach dieser breiteren Definition würden etwa auch die BHS-Abschlüsse in die Tertiärquote einbezogen und der "Akademiker"-Anteil in der Gruppe der für das EU-Ziel maßgeblichen 30- bis 34-Jährigen schlagartig auf 36,8 Prozent anwachsen. Damit läge Österreich leicht über dem EU-Schnitt und nur knapp unter dem für 2020 ausgegebenen Ziel von 40 Prozent.

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