Wirtschaft/Karriere

Arbeit im Alter: Mit 70 plus ist lang noch nicht Schluss

Was Bundespräsident Alexander Van der Bellen kann, können mehr als 4000 über 70-jährige Österreicher – überwiegend Männer – auch: Sie stehen voll im Berufsleben, haben einen Vollzeit- oder Teilzeitjob. Noch etliche mehr sind geringfügig beschäftigt.

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Anton Fixl ist einer davon. Der 75-Jährige Wiener hilft gerne aus, wenn sein ehemaliger Arbeitgeber, der Gebäudereiniger Reiwag, ihn braucht. Der Ex-Manager erstellt Dienstpläne oder lindert kurzfristige Personallücken. Nicht, weil er es nötig hätte, sondern weil es ihm Spaß macht. Fast 17.000 über 70-jährige Erwerbstätige weist die offizielle Beschäftigungsstatistik des Hauptverbandes aus (siehe Grafik). Einer kürzlichen Umfrage der Plattform Seniors4Success zufolge nimmt die Bereitschaft zum Arbeiten in der Pension stetig zu. Demnach gehen zwölf Prozent der befragten Rentner einer bezahlten Arbeit nach, 35 Prozent arbeiten ehrenamtlich.

Aktive Lebensphase

Leopold Stieger, Betreiber von Seniors4Success, kann angesichts der steigenden Lebenserwartung das Wort "Ruhestand" nicht mehr hören. Er spricht lieber von der dritten aktiven Lebensphase nach Ausbildung und Berufstätigkeit. "Es ist eine Phase der Freitätigkeit, in der man frei wählen kann, was man tut", sagt Stieger. Immerhin seien die Menschen nach ihrer Pensionierung heute im Schnitt noch 20 Jahre fit.

Wie fit, zeigt ein Blick in die Chefetagen. Dort zieht erst ein, wer Erfahrung hat. An die Spitze heimischer Börsen-Konzernen schafft es fast nur, wer männlich ist und zumindest graue Schläfen hat. Das Unternehmertum hat ohnedies kein Ablaufdatum. Beispiele: Der Industrielle Hannes Androsch, einst mit zarten 32 Jahren schon Finanzminister der Republik, ist 78. Josef Taus, früher ebenfalls Politiker, feiert am 8. Februar seinen 84. Geburtstag. Er sitzt nach wie vor im Aufsichtsrat seiner Management Trust Holding, zu der unter anderem Libro und Pagro gehören.

Prominente "1944er-Jahrgänge" wie Bundespräsident Van der Bellen sind Nationalbank-Gouverneur Ewald Nowotny und Selfmade-Milliardär Dietrich Mateschitz. Der Red-Bull-Gründer will von Ruhestand noch nichts wissen, strotzt nur so vor Energie und steckt voller Pläne, wie er zu seinem 70er verriet.

Dass es auch ein Geschäftsleben über 80 gibt, beweisen die beiden wohl bekanntesten US-Investorenlegenden Warren Buffett und George Soros. Beide sind 86, im August werden sie 87.