Anleitung zur Jobsuche
Knapp 450.000 Menschen in Österreich leben zurzeit ohne Arbeit. 369.837 von ihnen waren im Jänner arbeitslos gemeldet, 79.831 in einer Schulung. Es sind insgesamt 9,3 Prozent mehr Menschen ohne Job als im Jänner vergangenen Jahres. Ein Rekordwert seit 1953.
Zeitgleich zeigen aktuelle Zahlen: 2013 fanden mehr Menschen in den Beruf zurück als im Jahr davor, auch mehr Über-45-Jährigen gelang das. Insgesamt gab es 3,48 Millionen unselbstständig Beschäftigte. Ein Rekordwert seit jeher.
Auf der einen Seite stehen offene Stellen. Auf der anderen die große Nachfrage der Menschen nach Arbeit. Und doch finden sie schwer zueinander. Das hat oft mit der Qualifikation zu tun. Aber auch mit falschen Vorstellungen über den richtigen Job. Haben Bewerber ein unrealistisches Bild von ihrem Können? Setzen sie sich falsche Ziele, haben sie falsche Hoffnungen?
Tun, was einem liegt
Der englische Philosoph John Locke sagte: „Arbeit um der Arbeit willen ist gegen die menschliche Natur.“ Der Job muss einem liegen, den eigenen Stärken, der Ausbildung und den Talenten entsprechen. Bei der Suche nach einer Arbeit ist optimistischer Realismus angesagt. Der Arbeitsmarkt ist knallhart und sucht sich nur den passendsten Deckel für einen freien Topf.
Das sieht AMS-Berater Roman Tiapal jeden Tag. Als Mitarbeiter der Service-Zone in der Geschäftsstelle Laxenburger Straße in Wien berät er täglich bis zu 22 Kunden. Kunden, deren Ansprüche an eine Arbeitsstelle zunehmend „romantisch“ wären, erklärt er. „Die freien Stellen sind zwar vorhanden, die Menschen sind aber nicht richtig qualifiziert“, so Tiapal. Allein in Wien steigt das Arbeitsplatzangebot um 0,5 Prozent im Jahr. Doch es kann oft nicht passend besetzt werden. Der Leiter der AMS-Geschäftsstelle Laxenburger Straße, Gerald Moss: „Das Angebot korreliert nicht mit der Qualität der Nachfrage. Wir stehen vor einem Problem. Wir haben zu wenige Jobs für Menschen mit einer geringen Ausbildung.“
Unrealistische Wünsche
Roman Tiapal erklärt, dass zu wenige Menschen nach sinnvollen, ergänzenden Weiterbildungsmaßnahmen fragen würden. Immer öfter kämen Kunden, die nach einigen Jahren im Beruf plötzlich die Branche wechseln wollten. Ohne Berufserfahrung, ohne relevante Abschlüsse. Die Aussage „die Arbeit freut mich nicht mehr“ reiche für einen seriösen Quereinstieg nicht. „Umsteiger brauchen einen guten Grund – da müssen die Menschen über tatsächliche Chancen aufgeklärt werden“, so Tiapal.
Gibt es den, können externe Karriereplaner Orientierungsmaßnahmen mit dem Bewerber entwickeln. Danach kann das AMS anfangen zu arbeiten, zu vermitteln. Beim Bewerben selbst scheitern viele seiner Kunden an überzogenen Gehaltsvorstellungen. „Jemand mit 15 Jahren Berufserfahrung steigt von seinem Lebensstandard klarerweise nur ungern runter. Das wissen die Firmen und es verschreckt auch viele.“ Ob man am Arbeitsmarkt punkten kann, hängt weiters von der Einstellung und der Selbstpräsentation beim Vorstellungsgespräch ab. „Firmen wollen klare Ansagen, Bewerber müssen sich gut verkaufen können.“ Der Wille des Bewerbers, die Stelle zu bekommen, muss deutlich spürbar sein. Denn: „Ein Fortbildungskurs alleine ist leider noch keine Jobgarantie.“
Der Zuwachs der Arbeitslosigkeit zieht sich durch die gesamte Bevölkerung: Im Jänner 2014 waren um 12,2 Prozent mehr Frauen von der Arbeitslosigkeit betroffen als im Jahr zuvor. Bei den Männern betrug der Zuwachs 7,8 Prozent. Bei über 50-Jährigen gab es einen Anstieg um 20,4 Prozent zum Vorjahr. Aber auch die unter 24-Jährigen sind um 3,5 Prozent stärker betroffen als noch 2013. Ebenfalls drastisch ist der Zuwachs der ausländischen Arbeitslosen – Plus 15,3 Prozent als im Vorjahr. Aber auch die Inländer haben mit einem Plus von 7,5 Prozent zu kämpfen.
Die Zahl der freien Lehrstellen ist im Jänner zum Vorjahresvergleich um 15 Prozent, auf 2500, zurückgegangen. 5500 Jugendliche suchen derzeit nach einer Stelle. Experten sind sich über die weitere Entwicklung uneinig. AMS-Chef Johannes Kopf sieht eine Steigerung auf bis zu 470.000 arbeitslose Menschen 2014. Sozialminister Hundstorfer sieht in den Jänner-Zahlen 2014 den Höhepunkt der Arbeitslosigkeit erreicht.