AK: „Arbeitnehmer fühlen sich ausgequetscht wie eine Zitrone“
KURIER: Laut Arbeitsklimaindex glauben 40 Prozent der Arbeitnehmer, dass sie das Regelpensionsalter aus Gesundheitsgründen nicht erreichen werden. Was ist da los?
Alexander Heider: Arbeitnehmer fühlen sich ausgequetscht wie eine Zitrone. Ihre Arbeit laugt sie aus. Es gibt keinen Arbeitsplatz, an dem es nicht zumindest einen Risikofaktor oder einen gesundheitsgefährdenden Faktor gibt. Sei es körperlicher oder psychischer Art. Dabei sollte jeder Beschäftigte von der Arbeit auch wieder gesund nach Hause zurückgehen können.
Vor Kurzem forderte AK-Präsident Andreas Stangl bessere Arbeitsbedingungen, um dem entgegenzuwirken. Was genau soll justiert werden?
Lange Arbeitszeiten in Verbindung mit hohen Belastungen sind ein Problem. Besonders durch die heutigen Kommunikationsmöglichkeiten. Man steht fast rund um die Uhr zur Verfügung und hat keine Zeit mehr zum Abschalten. Dabei geht es jedoch nicht um eine „Null-Belastung“, sondern um ein adäquates Maß. Auch besonders stark betroffen sind Berufe am Bau, Speditionen, Produktionsbetriebe und das Gastgewerbe.
Warum ist der Schutz nicht ausreichend?
Das „ArbeitnehmerInnenschutzrecht“ ist nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Das erkennt man beispielsweise an den gegebenen Grenzwerten für gefährliche Arbeitsstoffe am Arbeitsplatz oder Regelungen für die manuelle Handhabung von Lasten. Länder wie Deutschland haben das bereits angepasst. In den vergangenen 20 Jahren hat sich hierzulande nichts getan, trotz neuer Erkenntnisse. Das „ArbeitnehmerInnenschutzgesetz“ und seine Durchführungsverordnungen sollen arbeitswissenschaftliche Erkenntnisse widerspiegeln. Und das möglichst zeitnah.