Wirtschaft/Karriere

6 Karrieretipps, die wirklich nerven

Wir hören es oft, wir lesen es oft, und: selbst wir in der Karrieren-Redaktion schreiben es immer wieder. Höchst an der Zeit, Tacheles zu reden und zu relativieren. Denn diese sechs Karrieretipps nerven gewaltig.

Kommen Sie im Business-Look Seit Jahrzehnten beten Kniggeberater die Litanei herunter: Niemals ärmellose Tops, immer Strumpfhose, keine kurzen Hemden, der Rock muss das Knie bedecken. Also ehrlich, so konservativ wie in den 1950ern muss man in den meisten Jobs wirklich nicht mehr auftreten. Ohne schweißbefleckte Hemden oder Blusen lassen sich sicher mehr Versicherungen verkaufen, also: Pfeifen Sie auf die spießige Etikette. Sie müssen ja weder auf Showgirl noch auf Badewaschl machen.

Kommt Erfolg, kommt Geld Erst muss man sich beweisen, das Projekt stemmen, die Aufträge akquirieren. Erst dann darf man um eine Gehaltserhöhung vorstellig werden. So hört man es von Experten und vom Chef selbst. Letzterer neigt massiv zur Vertröstung. Die wirtschaftliche Lage ist schlecht, die Firma muss sparen. Bla. Checken Sie lieber ab, ob eine Gehaltserhöhung überhaupt je realistisch ist, sonst hecheln Sie wie ein Esel der Karotte hinterher. Am besten verhandeln lässt sich immer noch beim Jobwechsel.

Ohne Netzwerken geht nix Nur Kontakte bringen einen weiter? Stimmt prinzipiell, aber: Sie müssen nicht bei jedem Affenzirkus dabei sein. Jeden potenziellen Neukunden und Kooperationspartner am Buffet mit der Visitenkarte zu überfallen, kann ein Schuss in den Ofen sein. Kontakte knüpfen ja, aber nicht auf Biegen und Brechen – vieles ergibt sich von selbst. Dann sollten Sie jedenfalls Ihre Chance nutzen.

Verkauf‘ dich besser als du bist Wie oft haben wir das gehört: Nur wer sich im Bewerbungsgespräch gut verkauft, hat eine Chance auf den Job. Das wird oft so umgesetzt: Man macht auf Superchecker, stellt dar, was man nicht alles Tolles geleistet hat – auch wenn es nicht so toll war. Doch Blender kommen nicht immer weiter. Außerdem: Wollen Sie wirklich so sein – oder nicht lieber Sie selbst? Wollen Sie in einem Unternehmen voller Wichtigtuer arbeiten? Natürlich sollten Sie über Erfolge sprechen und nicht über die Projekte, die Sie verhaut haben. Aber tun Sie es authentisch.

Ohne Fleiß keinen Preis Hau dich ins Zeug, dann kommst du weiter. Man spricht auch vom guten alten „sich-Hinaufarbeiten“. Tja, knapp daneben. Denn warum hat Ihr arroganter Nullnummern-Kollege den Führungsjob bekommen? Sicher nicht, weil er bis 22 Uhr in Berichten gewühlt hat. Da war er längst mit seinem Chef am Tennisplatz. Machen Sie Ihre Arbeit gut, aber steigern Sie sich nicht zu sehr rein. Es ist nur ein Job und nicht Ihr Leben; hoffen wir zumindest für Ihr Seelenheil. Peilen Sie Erfolge an, weil Sie den Job gern machen und nicht, weil Sie insgeheim Ihrem Vater etwas beweisen wollen.

Ins Ausland für den Aufstieg Auslandsaufenthalte sind der Karrierebeschleuniger schlechthin? Das stimmt nur bedingt. Die entsendeten Expatriates erleben bei ihrer Rückkehr in die Heimatfirma nicht selten ein blaues Wunder. Sie fühlen sich entfremdet, haben eine Art umgekehrten Kulturschock, können ihr erworbenes Wissen nicht einsetzen, werden sogar degradiert, weil ein anderer ihren Job übernommen hat. Eine Beförderung gibt es nur selten, viele kündigen irgendwann frustriert, wie Umfragen zeigen. Daher: Gehen Sie ins Ausland, weil Sie eine neue Erfahrung machen wollen, aber nicht aus strategischen Karrieregründen.