Wirtschaft

Jede dritte Pleite betrifft junge Unternehmer

Im Vorjahr wurden in Österreich lediglich 37.054 neue Firmen gegründet. Zum Vergleich: Im Jahr 2008 wagten sich noch 40.331 Jungunternehmer an den Start, um mit ihrer Geschäftsidee zu reüssieren. "Viele sagen sich, ich probiere es und riskiere etwas. Man muss ja irgendwo anfangen, aber der Erfolg ist nicht garantiert", sagt Hans-Georg Kantner vom Gläubigerschutzverband KSV1870 zum KURIER. "Es mögen viele probieren, aber es kann nicht allen gelingen. Wenn die Chancen fifty-fifty stehen, ist man schon auf der sicheren Seite." Nachsatz: "Wir hatten 2014 mehr als 5000 Insolvenzen, und da ist ein erheblicher Anteil an Jungunternehmen dabei."

Von den 5423 Pleiten im Vorjahr betrafen im Schnitt 34,3 Prozent Unternehmen, die erst vor drei bis vier Jahren gegründet worden sind. Spitzenreiter bei den Jungunternehmer-Pleiten ist Wien mit einem Anteil von 39,5 Prozent an den Gesamtinsolvenzen, gefolgt von Vorarlberg, Salzburg und Oberösterreich. Die Steiermark verzeichnet mit 28,2 Prozent die wenigsten Jungunternehmer-Pleiten.

Alle Inhalte anzeigen

"Zwar ist die Zahl der Gründer in Österreich 2014 etwas gestiegen, jedoch nicht in einem Maß, das die Pleiten zu kompensieren vermag“, erklärt Kantner. „Insgesamt hat das Land nach wie vor Aufholbedarf, was die Zahl der aktiven Unternehmen betrifft, die darüber hinaus auch noch Arbeitsplätze schaffen." Nachsatz: "Es ist heute nicht einfach, mit einer neuen Produktidee am Markt zu reüssieren und die wenigsten Start-ups legen eine Erfolgsstory à la Runtastic hin."

Umso wichtiger sei es, so der Experte, dass Firmengründer vor dem Start einen soliden Businessplan erstellen, sich eine Finanzierung sichern und sich gute Kenntnisse über ihre Branche verschaffen. Zugleich sollten sie auch profundes wirtschaftliches Know-how mitbringen. Kantner: "Doch diese Voraussetzungen fehlen leider sehr oft.“ Mitunter kommen einzelne Jungunternehmer auch zu dem Schluss, dass ihnen eine selbstständige Tätigkeit doch nicht liegt.

Sprung ins kalte Wasser

Die Hürden für Unternehmensgründungen sind in Österreich - im Vergleich zu anderen EU-Ländern - relativ hoch, speziell die weitläufige Bürokratie macht vielen "Anfängern" zu schaffen. „Auf den österreichischen Unternehmen lasten viele und hohe Belastungen, die eine dynamischere Entwicklung, insbesondere bei träger Konjunktur, verhindern", sagt KSV1870-Vorstand Johannes Nejedlik." Überbordende Bürokratie, scheinbar nicht einzudämmender Verwaltungsaufwand, hohe Besteuerung beziehungsweise Lohnnebenkosten und eine Steuerreform, die die Unternehmen nicht entlastet, sind nur einige Gründe dafür." Nachsatz: "Insofern können wir uns über jeden Jungunternehmer freuen, der hierzulande den Sprung ins kalte Wasser wagt."