Jährlich 1,6 Millionen Jobwechsel in Österreich
Von Simone Hoepke
Der österreichische Arbeitsmarkt ist sehr dynamisch, die Wechselbereitschaft traditionell hoch", sagt Sabine Putz aus der Arbeitsmarktforschung beim Arbeitsmarktservice (AMS). Und liefert die Zahlen dazu: Allein im Vorjahr haben 1.667.400 Österreicher den Job gewechselt. In dieser Zahl enthalten sind auch all jene, die von einem Job in die Arbeitslosigkeit, in eine Schulung oder in die Selbstständigkeit gegangen sind. Direkt bei einem neuen Arbeitgeber angeheuert haben immerhin noch 338.300 Personen.
Saisonjobs
"Wenn man nur die Zahlen anschaut, sind diese freilich hoch", sagt auch Helmut Hofer, Arbeitsmarktexperte beim Institut für Höhere Studien (IHS). Bei österreichweit 3.421.700 unselbstständig Beschäftigten (laut Hauptversicherungsdaten) hat rechnerisch immerhin fast jeder Zweite seinen Job gewechselt. Die Statistik ist aber mit Vorsicht zu genießen. Schließlich darf man nicht vergessen, dass gerade in den Branchen Bau und Tourismus viele Mitarbeiter nur vorübergehend stempeln gehen und nach ein paar Wochen oder Monaten wieder beim alten Arbeitgeber angestellt werden.
Neben der hohen Zahl an Saisonjobs hängt die im internationalen Vergleich hohe Zahl an Jobwechslern auch mit der Unternehmensstruktur in Österreich zusammen, analysiert Hofer: "In großen Firmen gibt es einen internen Jobmarkt und damit viele Jobwechsel innerhalb des Unternehmens. In Österreich haben wir aber viele kleine Betriebe, bei denen das naturgemäß nicht möglich ist."
Landwirtschaft
Am längsten halten – wenig überraschend – Beschäftigte in der Öffentlichen Verwaltung ihrem Arbeitgeber die Treue (durchschnittlich 1600 Tage), geht aus dem Arbeitsmarktbericht 2011 des AMS hervor. Auch Mitarbeiter von Energieversorgern und Finanz- sowie Versicherungsdienstleistern sind laut Statistik überdurchschnittlich lange bei einem Arbeitgeber beschäftigt. Am kürzesten bleiben dagegen Land- und Forstarbeiter (123 Tage) sowie Beschäftigte in Tourismusbetrieben (228 Tage).
Glaubt man einer aktuellen Studie des Jobvermittlers Monster GmbH, überlegt derzeit jeder fünfte österreichische Arbeitnehmer einen Jobwechsel. "Festzustellen ist, dass sich die jüngeren Arbeitnehmer intensiver mit dem Wechsel auseinander setzen als Ältere" sagt Barbara Riedl-Wiesinger von Monster Worldwide Austria. Zudem gilt laut Studie: Je besser die Ausbildung, desto geringer die Bereitschaft zum Wechsel. In der Umfrage unter 538 unselbstständig erwerbstätigen Personen gaben 13 Prozent der befragten Staatsdiener an, den Job wechseln zu wollen. Im Dienstleistungssektor lag die Quote dagegen bei 25 Prozent.
Gehaltspoker
Hauptgrund für den Wechselgedanken ist mit 49 Prozent das Gehalt. Das hängt laut Riedl-Wiesinger damit zusammen, "dass in Österreich schon seit Jahren bei den unselbstständig Erwerbstätigen kein Reallohnzuwächse festzustellen sind". 29 Prozent wollen wechseln, weil sie in der Firma keine Aufstiegschancen sehen, 23 Prozent zieht es zu neuen Aufgaben, 22 Prozent wollen das Unternehmen wegen des schlechten Betriebsklimas verlassen, sechs Prozent, weil sie sich von Kollegen gemobbt fühlen. Immerhin zwei Fünftel der Arbeiter und Angestellten geben an, mit ihrer beruflichen Situation uneingeschränkt zufrieden zu sein.