Wirtschaft

Schuldenstreit könnte USA in tiefe Rezession stürzen

Die globale Wirtschaft erholt sich schleppend von der „Großen Rezession“. Der Internationale Währungsfonds (IWF) musste am Dienstag seinen Ausblick etwas verschlechtern. Die Welt-Wirtschaftsleistung wächst heuer nur um 2,9 Prozent – der schwächste Wert seit vier Jahren. 2014 soll sich das Wachstum immerhin auf 3,6 Prozent beschleunigen. Das wäre im langfristigen Vergleich nicht schlecht: Der Durchschnitt liegt seit 1980 bei 3,4 Prozent.

Im aktuellen Ausblick entwickeln sich die Industriestaaten etwas besser als erwartet, dafür hat sich das Wachstum der Schwellenländer – vor allem Indien, China und Brasilien – abgeschwächt. Alles in allem ein positives Signal, findet IWF-Chefökonom Olivier Blanchard: „Wichtig ist, dass sich jene Staaten, die krank waren, erholen. In den anderen verlangsamt sich das Wachstum, aber das ist nicht bedrohlich“, sagte er in Washington. Ein Auseinanderbrechen der Eurozone ist für den IWF kein Thema mehr.

Dafür bereitet die hohe Arbeitslosigkeit Sorgen. Europas Krisenländer hätten noch zu kämpfen, nach dem Absturz sollte nun aber der Boden erreicht sein. Marode Banken und die schwächelnde Kreditvergabe wirken aber wie ein Bremsklotz – hier setzt der IWF große Hoffnungen in die EU-Bankenunion und den EZB-Check der Bankbilanzen. Für Europas Kernländer wie Deutschland und Österreich gibt es gute Nachrichten: Die verbesserte Stimmung könnte zu einer Aufwärtsspirale führen, wenn sich die Konsumenten und Unternehmen trauen, mehr Geld auszugeben.

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Dramatische US-Pleite

Für ein großes Fragezeichen ist hingegen die US-Politik verantwortlich: Die Vereinigten Staaten hätten den günstigsten Ausblick aller Industriestaaten – aber nur, wenn die Regierungsblockade rasch endet. Besonders katastrophal wäre es, würde die Verschuldungsgrenze nicht zeitgerecht angehoben. „Ein Zahlungsausfall der USA hätte schwerwiegende Folgen und würde heftige Turbulenzen auf den Finanzmärkten auslösen, in den USA und darüber hinaus. Das könnte die Erholung in eine Rezession umkehren – oder noch schlimmer“, warnt Blanchard.

Für bedrohlich halten die IWF-Experten auch, dass die Leitzinsen der hoch entwickelten Länder noch viele Jahre nahe der Nulllinie stecken bleiben könnten. Sparguthaben würden somit weiter entwertet, damit Kredite billig bleiben – und sich die Staaten günstiger verschulden können.

Der weltweite Warenhandel wird sich einer Studie zufolge bis zum Jahr 2030 fast vervierfachen und damit wieder deutlich schneller wachsen als zuletzt.

Angetrieben werde der Exportboom vor allem von der explodierenden Nachfrage der Schwellenländer nach besserer Infrastruktur, heißt es im "Global Connections Report" der britischen Großbank HSBC und Forschern von Oxford Economics, aus dem das Handelsblatt zitiert.

Demnach sind im Infrastrukturgeschäft künftig weltweite Exportzuwächse von knapp zehn Prozent pro Jahr zu erwarten, weil vor allem in Asien die Verkehrswege und Versorgungsnetze an ihre Grenzen stoßen. Allein in Asien schätzen die Experten den Bedarf auf mehr als zehn Billionen Dollar (rund 7,4 Billionen Euro).

Für die deutsche Exportwirtschaft biete der Infrastruktur-Boom große Chancen, schließlich machten die entsprechenden Produkte bereits rund die Hälfte der deutschen Ausfuhren aus, schätzen die Autoren der Studie.

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Rohprodukte wie Straßenteer und Eisenbahnschienen könnten die Schwellenländer selbst produzieren, nicht aber die notwendige Technik wie etwa Signale für Zugstrecken oder Rolltreppen für die geplanten Flughäfen, sagte Martin Vetter-Diez von HSBC Deutschland der Zeitung.