Iren wollen Griechen sein
Die vierte Woche in Folge treffen einander heute die Finanzminister der Eurozone in Brüssel. Das Dauerthema: Griechenland. Nachdem bei einer Sondersitzung der Sitzung der Eurogruppe vergangene Woche ein neues Rettungspaket geschnürt wurde, sollen diesmal Details zu dessen Herzstück bekannt werden: dem Rückkauf griechischer Staatsanleihen durch das Land selbst.
Die Griechen sollen rund ein Drittel des ursprünglichen Werts für ihre Schuldtitel bezahlen; finanziert wird das Programm aus dem Rettungsschirm EFSF bzw. durch neue Anleihen.
Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel schloss am Wochenende einen späteren Schuldenschnitt für Griechenland nicht mehr aus. Zunächst müsste das derzeitige Programm aber umgesetzt werden, sagte sie der Bild am Sonntag. Dies sei aber, „wenn alles nach Plan läuft“, nicht vor 2014 oder 2015 der Fall.
Kein Plan B
Die Erwartungen sind hoch: „Es gibt keinen Plan B, wenn der Rückkauf nicht funktioniert“, sagt ein hochrangiger Vertreter der Eurozone. „Werden die Ziele verfehlt, müssen die Finanzminister sich etwas Neues einfallen lassen.“ Das Rückkauf-Programm läuft diese Woche an; Mitte Dezember soll klar sein, ob es wie gewünscht funktioniert hat.
Neben Griechenland werden sich die Währungshüter heute auch mit Portugal und Irland befassen. Im Raum steht, beiden Ländern ähnliche Zugeständnisse zu machen wie den Griechen, denen vergangene Woche längere Kreditfristen und niedrigere bzw. später zu zahlende Zinsen gewährt wurden.
Irlands Finanzminister Michael Noonan hat bereits angekündigt, das Griechenland-Programm genau prüfen lassen zu wollen, um etwaige Verbesserungen für sein Land zu erreichen.
Laut einem Bericht der Wirtschaftswoche pocht sein portugiesischer Amtskollege Vitor Gaspar bereits auf eine Vereinbarung der Euro-Länder, wonach allen Ländern in ihren Hilfsprogrammen die selben Konditionen angeboten werden müssen. Demnach müsste man auch Portugal und Irland bei Zinsen und Rückzahlungsfristen entgegenkommen.
Diese Forderungen könnten für dicke Luft sorgen: In Ratskreisen wird zumindest eine Zinssenkung für Irland und Portugal kategorisch ausgeschlossen.
Vergleichsweise unkompliziert gestaltet sich da bisher die Unterstützung für Spanien und Zypern: Die Hilfsgelder für die spanischen Banken sollen noch im Dezember fließen; es gebe „gute Fortschritte“ bei der Rekapitalisierung der Institute, heißt es.
Zypern, das vor allem unter der Misere der Griechen leidet, könnte sein Rettungspaket erst 2013 bekommen. Die Höhe des Hilfsprogrammes soll diese Woche stehen und unter dem BIP von 18 Milliarden liegen.