Inflation im Juli laut Schnellschätzung bei 9,2 Prozent
Die Teuerung hat im Juli noch mehr Fahrt aufgenommen. Nach 8,7 Prozent im Juni dürfte die Inflationsrate im Juli auf durchschnittlich 9,2 Prozent gestiegen sein, wie aus Berechnungen der Statistik Austria im Rahmen einer Schnellschätzung hervorgeht. Das ist der höchste Wert seit März 1975.
"Während es erneut Preisschübe bei der Haushaltsenergie und in der Gastronomie gibt, verharren die Preise für Lebensmittel und Treibstoffe auf hohem Niveau", so Statistik Austria-Generaldirektor Tobias Thomas am Freitag laut einer Mitteilung.
Die für Eurozonen-Vergleiche ermittelte Harmonisierte Inflationsrate (HVPI) für Österreich betrug im Juli gemäß vorläufiger Schnellschätzung 9,3 Prozent. Die Europäischen Zentralbank (EZB) sieht eigentlich eine jährliche Teuerungsrate von 2 Prozent als ideal an. Um die Inflation zu dämpfen, hatte der EZB-Rat am 21. Juli die erste Zinserhöhung seit elf Jahren beschlossen. Eine höhere Inflation schmälert die Kaufkraft von Verbrauchern, weil sie sich für einen Euro weniger leisten können.
Neuer Rekord auch im Euroraum
Der Energiepreis-Schub infolge des Ukraine-Kriegs treibt auch die Inflation im Euroraum auf immer neue Rekordstände. Die Verbraucherpreise kletterten im Juli binnen Jahresfrist um 8,9 Prozent zum Vorjahresmonat, teilte das Statistikamt Eurostat am Freitag nach einer ersten Schätzung mit. Volkswirte hatten dagegen mit einer zum Juni unveränderten Rate von 8,6 Prozent gerechnet.
Im Mai war die Teuerung bei 8,1 Prozent gelegen, im April bei 7,4 Prozent. Damit verfehlt die Europäische Zentralbank (EZB) ihr Inflationsziel weiterhin deutlich. Die Währungshüter peilen zwei Prozent Teuerung als idealen Wert für die Wirtschaft in der 19-Länder-Gemeinschaft an.
Zinswende bei EZB
Die Euro-Wächter um Notenbankchefin Christine Lagarde haben wegen des massiven Inflationsschubs bereits die Zinswende eingeleitet. Sie stemmten sich am Donnerstag vor einer Woche bei ihrer ersten Zinserhöhung seit elf Jahren mit einem unerwartet kräftigen Schritt gegen die ausufernde Teuerung. Die Euro-Wächter setzten den Leitzins gleich um einen halben Prozentpunkt auf 0,50 Prozent herauf. Die Zinsanhebung fiel damit doppelt so stark aus wie ursprünglich in Aussicht gestellt. Manche Währungshüter halten weitere kräftige Anhebungen für möglich. Die nächste Zinssitzung findet am 8. September in Frankfurt statt.
Laut Eurostat schossen im Juli die Preise für Energie zum Vorjahr um 39,7 Prozent in die Höhe, nach einem Plus von 42,0 Prozent im Juni. Unverarbeitete Lebensmittel verteuerten sich um 11,0 Prozent, die Preise für Dienstleistungen stiegen um 3,7 Prozent.