Wirtschaft

OeBS: Es herrschte eine "Kultur der Vertuschung"

Dritter Tag im Schmiergeldprozess um die Nationalbank-Tochter OeBS: Die angeklagte Ex-Mitarbeiterin Raluca Tanasescu muss Rede und Antwort stehen. Die Sales Managerin aus Rumänien, die sechs Sprachen spricht, wird als sehr robust beschrieben. Sie zog die Banknoten-Druckverträge mit den "Schurkenstaaten" Aserbaidschan und Syrien an Land und wickelte die hohen Kick-back-Zahlungen ab.

Heute ist die toughe Lady eher ein Häufchen Elend. Sie bekennt sich schuldig. Der Auftrag aus Aserbaidschan sei für die OeBS überlebensnotwendig gewesen, sie habe nur die Anweisungen ihrer Vorgesetzten ausgeführt. "Die Konten, auf die die Zahlungen zurückflossen, erhielt ich aus Aserbaidschan", sagt sie. Namen der Hintermänner, die sie im Hotel aufsuchten, will sie keine nennen. "Ich habe Angst", behauptet Tanasescu.

Als sie zu fingierten Protokollen und Aktenvermerken gefragt wird, mit denen die Zahlungsflüsse kaschiert wurden, spricht sie von einer "Kultur der Vertuschung", die in der OeBS geherrscht habe.

"Diese Kultur ist von der Nationalbank zu uns gekommen", sagt Tanasescu. "Mir wurde gesagt, ich solle mir keine Sorgen wegen der Provisionen machen, die Nationalbank sei eine mächtige Institution – die stehe über den Staatsanwälten."

Wer wusste nun von den geschmierten Aufträgen?

"Niemand in der OeBS hätte Entscheidungen über diese riesigen Provisionen gefällt ohne Aufsichtsrat", sagt sie. Sie habe mitbekommen, dass sich die OeBS-Führung bei Aufsichtsratschef Duchatczek rückversichert habe. Und sie erinnert sich an ein Meeting mit den aserbaidschanischen Zentralbankern in Wien. Duchatczek habe bei dem Treffen gescherzt, Tanasescu sei deshalb dabei, weil "sie weiß, wohin das Geld fließt". Alle hätten darüber gelacht.