So wohnt Österreich
Von Ulla Grünbacher
Österreich ist ein Land der Mieter. Zwar beträgt die Eigentumsquote 50 Prozent, acht Prozent sind Dienstwohnungen und Liegenschaften, die ohne Entgelt vermietet werden, 42 Prozent der Österreicher sind Mieter. Das ist nach Deutschland der zweithöchste Wert in der EU. In Wien ist die Mietquote besonders hoch, 78 Prozent sind Mieter. Jeder Fünfte wohnt in einer Genossenschaftswohnung.
2,26 Personen leben im Durchschnitt in einem Haushalt
Haushaltstypen: Singles unter 30 und über 60 Jahren
Paare mit Kindern wohnen sehr häufig in Einfamilienhäusern oder Eigentumswohnungen. Die durchschnittliche Wohnfläche beträgt 126 Quadratmeter, aber nur 33 Quadratmeter pro Person.
Paare mit und ohne Kindern sowie Alleinerzieher
Wie zufrieden sind die Österreicher mit ihrer Wohnsituation?
Das hängt von vielen Faktoren ab. Generell lässt sich beobachten, dass Eigentümer, höhere Einkommensgruppen und Bewohner in kleineren Gemeinden zufriedener mit ihrer Wohnung sind als Mieter, Personen mit niedrigerem Einkommen und Bewohner von größeren Städten. Schlechte Wohnqualität und eine subjektiv empfundene hohe Wohnkostenbelastung wirken sich auf die Zufriedenheit negativ aus.
Die durchschnittliche Miethöhe in Österreich beträgt ohne Betriebskosten 4,8 Euro pro Quadratmeter im Monat, geht aus den Daten der Statistik Austria hervor. Mietinteressenten, die in Wien keine Wohnung unter zehn Euro pro Quadratmeter finden, sind einigermaßen erstaunt über diese Zahlen.
Das ist ein Durchschnitt über alle Hauptmietwohnungen in Österreich, enthalten sind Alt- und Neuverträge, geförderte und private Wohnungen. Sieht man sich einzelne Teilbereiche an, wird der Gesamtwert gut nachvollziehbar. Im nicht geförderten Bereich liegen die Mieten bei rund 7,8 Euro pro Quadratmeter inklusive Betriebskosten. In Haushalten mit neueren Verträge, die erst höchstens fünf Jahre alt sind, liegen die Kosten in privaten Bereich bei 8,7 Euro pro Quadratmeter im Monat. In Haushalten mit neueren, befristeten Verträgen, liegt die Miete bei über neun Euro pro Quadratmeter.
Mieter von privaten Wohnungen sind stärker betroffen als Mieter in Gemeinde- und Genossenschaftswohnungen. Regional gesehen sind die Mieten in Salzburg am teuersten, gefolgt von Vorarlberg und Tirol. Bei den Betriebskosten ist Wien am teuersten. Jüngere Menschen, die erst vor Kurzem eine Wohnung angemietet haben, sind stärker betroffen als ältere Menschen, die schon seit vielen Jahren in einer Wohnung leben.
Warum sind befristete Verträge im Durchschnitt höher als unbefristete, obwohl für die Befristung ein Abschlag gesetzlich vorgeschrieben ist?
Das hat damit zu tun, dass befristete Mieten einen Pool von sich erneuernden Verträgen darstellen, die stetig steigenden Preise schlagen sich hier nieder. Viele unbefristete Verträge sind im geförderten Bereich zu finden, diese Objekte werden zum einen länger bewohnt und sind zum anderen von Grund auf günstiger. Dadurch sind die derzeit unbefristet bewohnten Wohnungen günstiger als jene, die mit einem befristeten Vertrag bewohnt werden.
Es gibt 148.000 Haushalte in Österreich, die überbelegt sind. Welche Haushalte sind davon betroffen?
Überbelag ist ein städtisches Phänomen, weil hier der Wohnraum knapp ist. Dabei werden Grenzen, wie viel Platz einer Person zur Verfügung stehen sollte, unterschritten. In Wien gibt es doppelt so viele überbelegte Wohnungen wie im österreichischen Durchschnitt. Einfamilienhäuser sind selten betroffen, weil hier mehr Platz zur Verfügung steht. Generell sinkt die Zahl der überbelegten Objekte, weil die Fläche pro Kopf steigt und die Anzahl der Ein-Personen-Haushalte zunimmt.
Die zur Verfügung stehende Fläche variiert stark je nach Haushaltstyp. Eigentümer von Einfamilienhäusern haben mit durchschnittlich 140 Quadratmeter den meisten Platz zur Verfügung, gefolgt von Wohnungseigentümern mit rund 84 Quadratmeter. In Gemeindewohnungen sind es durchschnittlich 61 Quadratmeter, in Genossenschaftswohnungen 71 Quadratmeter und in privat vermieteten Objekten 72 Quadratmeter. Wenn sich die Entwicklung so fortsetzt, könnte die Wohnfläche weiter langsam steigen – die durchschnittlichen Steigerungen scheinen im längeren Zeitverlauf aber von Jahr zu Jahr immer geringer auszufallen.
Wie sind die Wohnungen in Österreich ausgestattet?
1994 verfügten erst 75 Prozent der Wohneinheiten über die höchste Ausstattungskategorie, heute sind bereits knapp 93 Prozent der Liegenschaften Kategorie A-Wohnungen. Sie sind mit Bad und WC in der Wohnung sowie Zentralheizung ausgestattet. Das ist natürlich positiv, allerdings sind gleichzeitig mit dem hohen Standard die Wohnungspreise gestiegen. In Wien gibt es noch die meisten Kategorie D-Wohnungen. In Tirol ist der Anteil an Kategorie B-Wohnungen am größten, was auf die Beheizung der Wohnungen mit Einzelöfen zurückzuführen ist.
In den vergangenen Jahren wurden zu wenige neue Wohnungen gebaut. Ist jetzt eine Trendumkehr in Sicht?
Im Jahr 2013 wurden im Mehrgeschoßwohnbau 60.000 Wohnungen bewilligt. Die Baubewilligungen sind im Vergleich zu 2012 um 27 Prozent gestiegen, wobei zwischen 2011 und 2012 ein deutlicher Rückgang an Bewilligungen zu beobachten war – die hohe Steigerung basiert also auf einem zwischenzeitlich niedrigeren Wert.
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