Rundgang durch Neu Leopoldau: Der Charme des Alten
Ein Maler pinselt noch die Treppen im Stiegenhaus, der Lift ist innen nach wie vor mit einer Schutzverkleidung bestückt. Dass noch ein paar Handgriffe zu tun sind, bis das neue Wohnhaus in der Marischkapromenade ganz fertig ist, tut der aufgeregten Stimmung im neuen Wohnhaus keinen Abbruch: Eine Mitarbeiterin des Bauträgers Schwarzatal übergibt die Schlüssel an die neuen Bewohner des Hauses mit dem Namen „Generation xyz“.
Es ist eines von mehreren Gebäuden am Areal des ehemaligen Gaswerks Leopoldau. Dort, wo früher die Arbeiter Kohle geschaufelt und Gas erzeugt haben, entsteht auf 13,5 Hektar der neue Stadtteil Neu Leopoldau. Auf insgesamt 16 Baufelder werden 1.400 Wohnungen und 70.000 Quadratmeter Gewerbeflächen errichtet.
Die 17 historischen Wohn- und Verwaltungsgebäude, die stilecht im Schönbrunnergelb gestrichen sind und unter Denkmalschutz stehen, sowie der alte Baumbestand werden erhalten. „Dadurch hat der neue Stadtteil einen ganz besonderen Charme“, sagt Magdalena Hubauer von der Gebietsbetreuung Stadterneuerung (Gbstern). „Außerdem wird es einen Schwerpunkt für junges Wohnen geben. Es wurden unter anderem ein Lehrlingsheim und Wohnungen für Alleinerzieherinnen geplant.“
Das Gaswerk wurde bereits Ende der 1960er Jahre stillgelegt, danach wurde das Areal industriell genutzt. Sogar heute noch wohnt eine Familie in einem der alten Häuser. 2012 startete dann der Planungsprozess für das neue Viertel. Die Bauträger wurden dabei verpflichtet, gemeinsam eine Freiraumplanung zu machen, sodass es verschiedene Angebote wie Kinderspielplätze und Bereiche für Erwachsene gibt.
Außerdem wird der Stadtteil verkehrsberuhigt. Geparkt wird in mehreren Parkhäusern am Rande des Viertels. „Dadurch haben die Bewohner mehr Freiraum und parkende Autos verbrauchen so gut wie keinen Platz“, sagt Claudia Kurz von der Gbstern.
Die Neubauten sollen bis 2020 fertiggestellt sein. Zwei Wohnhäuser wurden bereits bezogen. Was auffällt, ist, dass im geförderten Wohnbau auf gute Architektur und neue Konzepte gesetzt wurde. Wieder das Beispiel Haus „Generation xyz“ des Bauträger Schwarzatals: Die Architekten planten das Gebäude so, dass viel Kommunikation unter den Bewohnern möglich ist. Die Stiegenhäuser sind offen, sodass über mehrere Stockwerke hinweg geplaudert werden kann. Im Erdgeschoß gibt es eine Gemeinschaftsküche und die Wohnungstüren sind aus Glas – auch das soll die Kommunikation fördern.
Was mit den alten Häusern des Gaswerks geschieht, ist noch nicht ganz klar. Einige wurden bereits verkauft. In einem großen Haus an der Marischkapromenade entsteht ein Werkstättenhof für kleine Gewerbebetriebe. Das ehemalige Wohlfahrtsgebäude, wo anno dazumal die Weihnachtsfeiern stattfanden und Arbeiter sich auf der Kegelbahn die freie Zeit vertrieben, wird ein Gastronomiebetrieb. Die restlichen Liegenschaften dürften demnächst verkauft werden.
Damit sich die neuen Bewohner schnell zurechtfinden, organisiert die Gebietsbetreuung Zusammenkünfte, wo etwa gemeinsam Brot gebacken wird und die Blasmusikkapelle der Wiener Netze aufspielt. „Bei der einer der letzten Veranstaltung waren auch Menschen da, die früher hier gelebt haben. Sie erzählten von den alten Zeiten. Das war sehr nett“, so Magdalena Hubauer.