Wirtschaft/Immo

Hausbau ohne Ehekrise: Die besten Tipps

Zeit und Geld für einen Urlaub? Fehlanzeige: Jeder Cent steckt im Projekt Traumhaus. Ein Familienausflug am Wochenende? Keine Chance: Die Freizeit verbringt man auf der Baustelle. Am Ende ist zwar das Haus fertig, aber die Beziehung kaputt. Ein leider häufiges, aber nicht notwendiges Szenario. Andrea Jungbauer-Komarek, Expertin für Mediation im Bauwesen, und Stefan Koschatko, Hausbau-Coach und Sachverständiger, sagen, wie man ein Haus baut und trotzdem eine glückliche Beziehung führt.

Wo wollen wir bauen?

Diese Frage sollte man sich gut und mit allen Konsequenzen überlegen: Was bedeutet das für mich, für meinen Partner, für meine ganze Familie? Viele können sich ein Haus in der Stadt nicht leisten und ziehen deshalb ins Umland. Oder man übersiedelt für die Kinder aufs Land, fühlt sich dort aber gar nicht wohl. Vielleicht will auch einer in der Stadt bleiben und der andere im Dorf leben. Dann ist zumindest einer unzufrieden und Konflikte sind vorprogrammiert. Daher: keine Kompromisse. Beide Partner müssen voll und ganz hinter der Entscheidung stehen.

Alle Inhalte anzeigen

Wie viel wollen wir ausgeben?

Ein Hausbau ist ein großes Projekt, das viel Zeit und Geld verschlingt. Während aber der eine mit einem großen Kredit gut leben kann, hat der andere deswegen schlaflose Nächte. Selbst wenn der jährliche Urlaub noch leicht finanzierbar ist, sind Schulden für manche eine große psychische Belastung. Daher sollte man im Vorfeld besprechen, wie man mit einem Kredit gut leben kann. Auch das Worst-Case-Szenario (Verdienstentgang oder unerwartete Ausgaben) sollte man diskutieren.

Wie treffen wir Entscheidungen?

Das Projekt Hausbau muss immer eine Sache von beiden Partnern sein. Entscheidungen sollten beide gemeinsam treffen. Jeder für sich muss überlegen, ob er den Beschluss wirklich mittragen kann. Wer nur nachgibt, damit er seine Ruhe hat, wird irgendwann unzufrieden sein. Daher müssen beide Partner voll hinter jeder Entscheidung stehen können. Ist aber zum Beispiel die Raumhöhe oder die Fassadenfarbe dem einen besonders wichtig und dem anderen egal, dann darf auch derjenige entscheiden, dem die Sache besonders am Herzen liegt.

Alle Inhalte anzeigen

Wie wollen wir bauen?

Der eine will eine Sauna, der andere hätte gerne ein Büro, die pubertierende Tochter wünscht sich einen Partykeller: Jedes Familienmitglied sollte genau über die eigenen Bedürfnisse nachdenken und sie klar kommunizieren. Ein guter Planer hilft bei der Umsetzung. Zwar kostet ein Architekt rund zehn Prozent der Baukosten, doch dieses Geld ist gut investiert. Viele Laien planen ihr Traumhaus zu groß - ein guter Architekt kann Quadratmeter einsparen und die Ausschreibung von Bauleistungen spart Geld.

Viele vergessen bei der Planung des Hauses, dass man auch über den Garten, die Wege und den Zaun nachdenken muss. Auch diese Situation birgt viel Konfliktpotenzial: Weil jeder andere Raumgrenzen hat, kann dem einen ein Zaun sehr wichtig und dem anderen völlig egal sein.

Wie lange wollen wir hier wohnen?


Auch über das Wohnen im Alter sollte man sprechen. Während einer so lange wie möglich im Haus wohnen möchte, will der andere vielleicht in der Pension zurück in die Stadt ziehen. Hier kann es durchaus unterschiedliche Prioritäten geben. Um Streit zu vermeiden, muss auch dieses Thema in Ruhe erörtert werden. Wer sein ganzes Leben im Haus verbringen will, sollte möglichst barrierefrei bauen - oder zumindest die Voraussetzungen für einen späteren Umbau schaffen.

Alle Inhalte anzeigen

Wie gehen wir mit Konflikten um?

Wenn die Nerven blank liegen, fragt man sich am besten: Was genau geht mir beim anderen auf die Nerven? Was macht mir selbst Angst? Denn hinter dem Vorwurf "du hast versprochen, dass du jeden Tag auf der Baustelle bist", steht die Angst "wir werden nicht rechtzeitig fertig und stehen auf der Straße." Statt dem Partner Vorwürfe zu machen, sollte man über die eigenen Ängste sprechen.

Wenn es Probleme mit dem Architekt, dem Baumeister oder den Professionisten gibt, spricht derjenige, der sich über den konkreten Fall weniger aufregt und weniger emotional ist, mit dem Betroffenen. Diskussionen mit dem Partner werden immer Zuhause und nie vor den Arbeitern geführt. Auf der Baustelle sollte man immer Einigkeit demonstrieren.