Wirtschaft/Immo

Gemeinschaftsgärten in Wien

Gemeinsames Garteln im urbanen Raum gewinnt zunehmend an Bedeutung. Rund 50 Nachbarschaftsgärten gibt es bereits in Wien und es werden stetig mehr. „Für einen Teil der Gruppen stellt die Stadt Wien den Grund zur Verfügung“, erläutert Gabriele Thon von den Wiener Stadtgärten. Andere Projekte werden auf Grundstücken, die später bebaut werden sollen – wie aktuell im Donaufeld – in Form einer temporären Nutzung umgesetzt. „Wir regen auch an, dass sich Interessierte in ihrem Umfeld um einen Platz umsehen sollen“, sagt die Architektin Corona Davit-Gsteu von der Gebietsbetreuung im 2. und 20. Bezirk und nennt ein Beispiel: Einige Bewohner der am ehemaligen Nordbahnhof errichteten Wohnhäuser der Genossenschaft Neues Leben sind auf die Gebietsbetreuung zugekommen. „Sie wollten einen Garten anlegen und haben einen Ort dafür gesucht“, schildert Davit-Gsteu. „Wir haben mit der Hausverwaltung Kontakt aufgenommen und uns für die Gruppe eingesetzt. Das Ergebnis war, dass sie im Garten der Wohnhausanlage Hochbeete anlegen durften.“

Verein gründen

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Ist der passende Platz gefunden, muss ein rechtlicher Rahmen definiert werden. Das ist in der Regel ein Verein. Mit dem Grundstücksbesitzer wird meist auch eine Benützungsvereinbarung geschlossen. Eine Gartenordnung legt die Regeln für die Nutzung fest, etwa dass Hunde das Grundstück nicht betreten dürfen. „Wir sind bei der Gründung anwesend und unterstützen die neuen Mitglieder“, sagt Davit-Gsteu. Die InitiativeNatur im Gartenberät und unterstützt niederösterreichische Nachbarschaftsgärtner und der gemeinnützige Verein Gartenpolylogbietet Kurse in Wien an. Dann geht es an die Arbeit. Meist müssen die Beete eingezäunt werden und eine Wasserleitung gelegt oder ein Brunnen gegraben werden. Zahlt sich das wie bei temporären Projekten nicht aus, können zum Beispiel Regentonnen aufgestellt werden. Damit das Gartenwerkzeug vor Ort gelagert werden kann, empfiehlt es sich, eine verschließbare Kiste anzuschaffen. „Viele Vereine heben zur Finanzierung dieser Anschaffungen jährliche Mitgliedsbeiträge ein“, schildert die Architektin Corona Davit-Gsteu. Schließlich muss auch noch Holz für den Bau von Hochbeeten und Erde organisiert werden. „Torffreie Komposterde für Gemeinschaftsgärten kann von der MA 48 gratis bezogen werden“, sagt Gabriele Thon.

Projekte werden gefördert

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Die Stadt Wien fördert seit 2011 die Errichtung von Gemeinschaftsgärten mit je 3600 Euro, allerdings nur für das jeweils erste Projekt in jedem Bezirk. Neu ins Leben gerufen wurde heuer das ProgrammGrätzloase. Konkrete Ideen von Wienern, wie ihr Umfeld verschönert werden kann, werden unterstützt. Abgewickelt wird die Förderung von derAgenda 21, bis zu 8000 Euro stehen pro Projekt zur Verfügung. Bevor es an die Gartenarbeit geht, sollte sich die Gruppe auf eine gemeinsame Vorgehensweise einigen. Werden alle Flächen gemeinschaftlich bewirtschaftet oder soll es Einzelparzellen geben? Was soll gepflanzt werden? Wer kümmert sich um die Betreuung? Einige Vereine in Wien vereinbaren zum Beispiel Gießpläne, andere handhaben das flexibler. Meist erntet jeder das, was er gepflanzt hat. Außerdem müssen die Mitglieder der Gruppe klären, wie sehr sie sich öffnen wollen. Sollen Besucher jederzeit willkommen sein oder nur zu fixen Zeiten? „Denn das Interesse an den Gärten ist groß. Viele Passanten bleiben stehen und interessieren sich für das, was gerade entsteht und gepflanzt wird“, sagt Davit-Gsteu. Da werden Pflänzchen und Samen getauscht, Wissen weitergegeben oder es findet sich ein Koch, der aus selbst gezogenen Gemüse und Kräutern ein Essen für die Gruppe kocht. Manche Vereine veranstalten auch Events wie Pflanzfeste, Vorträge oder künstlerische Aktivitäten und laden Anrainer dazu ein.

Vormerkliste

Die Nachfrage nach Gemeinschaftsgärten ist groß. „Bei manchen Projekten gibt es mehr Interessenten als Beete, dann verlosen wir die Plätze“, erzählt Davit-Gsteu. Oder die Beete werden in kleinere Einheiten aufgeteilt. Es finden sich laufend neue Gruppen, die Gebietsbetreuungen – es gibt 17 Standorte in Wien – unterstützen diesen Prozess durch Aushänge und Informationen im Grätzl. Außerdem bemühen sie sich stetig um neue Flächen. Davit-Gsteu: „Interessierte können sich bei einem unserer Standorte melden und sich für neue Projekte vormerken lassen.“ Der grosse Erfolg des Konzept Community Gardens basiert nicht nur in der Möglichkeit, Tomaten oder Sonnenblumen mitten im verbauten Gebiet anzubauen. Vielmehr geht es um die Mitgestaltung bei der Belebung eines Stadtteils. Gerade in der Großstadt, wo die Anonymität groß ist, bieten Nachbarschaftsgärten die Möglichkeit, Teil einer Gemeinschaft zu werden und neue Menschen kennenzulernen.
www.gbstern.at
www.grätzloase.at
www.gartenpolylog.org