Fantasie-Welt der Bälle und Galen
Zuerst einmal muss man natürlich festhalten: Veranstaltungs-Profis, die auf hohem Niveau agieren, gibt es hierzulande viele.
Das hat vor allem mit unserer über die Jahrhunderte gepflegten Tradition im Feste-Feiern und Ausrichten zu tun. "Wenn es darauf ankommt, darf man in Österreich alles, nur nicht langweilig oder knausrig sein", notierte Joachim Lottmann, aus Hamburg stammender Schriftsteller und Freizeit-KURIER-Kolumnist, vor Kurzem in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Ja: Wer hier ernst genommen werden will, versteht es, im Lichterglanz einer Nacht das Glas zu erheben und in launiger Gesellschaft den Alltag zu vergessen – ganz Deutschland beneidet uns regelmäßig darum.
Dass es trotzdem eine Agentur gibt, die es geschafft hat, diesen Standard um einen Dreh hinaufzuschrauben und dabei noch spektakulärer zu agieren, hat viel mit der Persönlichkeit einer ihrer Eigentümer, Andreas Lackner, und einem perfekten Team unter der Leitung von Co-Eigentümerin Roswitha Kladnig zu tun. Seit 25 Jahren agiert der gebürtige Wiener Neudorfer als Frontmann von perfectprops (früher schlicht und einfach Die Agentur). Das Unternehmen war ursprünglich auf Styling, Haare und Make-up spezialisiert, weil Lackner das aber bald zu eindimensional fand, erweiterte er das Angebot um den Bereich Event-Design.
Herzstück
Die Gestaltung von Festen, Galas, Präsentationen und Empfängen bildet mittlerweile das Herzstück der Marke und wenn man Andreas Lackner sprechen will, sollte man rechtzeitig um einen Termin ansuchen, weil dieser Mann vieles, aber leider nur sehr schwer greifbar ist. Momentan gestaltet er gerade einen Bildband über seine Arbeit (dieser wird Ende März im Verlag echomedia erscheinen), das nächste Happening für den Wiener Tourismusverband in Berlin, die heurige Fête Impériale in der Spanischen Hofreitschule, die V.I.P. Area des nächsten Life Ball, sowie eine Modenschau für Helena Christensen anlässlich der Präsentation ihrer Unterwäsche-Kollektion für die Firma Triumph am Tag des Opernballs in Wien.
Vor allem aber bereitet Lackner seinen bisher größten Coup vor: den ersten Ball der Salzburger Festspiele am 1. September 2012. "Das wird etwas wirklich Großes werden", schwärmt er, "wir werden da die gesamte Innenstadt miteinbeziehen." Viel zu lieblos werden seiner Meinung nach viele Bälle ausgerichtet. "Und damit meine ich jetzt nicht die großen wie den Philharmoniker- oder den Opernball, sondern die zahlreichen kleineren." Denn da gäbe es seiner Meinung nach oft eine "deutliche Fast-Food-Tradition". Wenn man sich zu Hause stundenlang für so einen Abend herrichte, könne man schließlich erwarten, dass sich auch dort jemand wirklich bemüht habe. Lackner verweist dabei vor allem auf den Blick für Details: "Schöne Gläser, schöne Tischwäsche, schönes Geschirr, toller Blumenschmuck – all das zusammen schafft erst die Atmosphäre eines Raumes."
Drei Säulen
Drei Schlagworte bilden seiner Meinung nach die Säulen jeder Veranstaltung: Emotion, Raumgestaltung und Überraschungseffekt. "Biete nie das Erwartbare!", sagt er. Wenn man so will, ist Lackner so etwas wie der executive Manager gut funktionierender Fantasiewelten: Für eine IBM-Gala im MuseumsQuartier hat er auf drei Ebenen eine provokante Kostüm-Show eingerichtet, das Festzelt für die honorige Gesellschaft eines Poloturniers hat er unterhalb der gläsernen Buffet-Tische mit Strohballen vollgestellt und die Pferde der Spanischen Hofreitschule hat er für eine seiner Lieblingskundinnen, Elisabeth Gürtler, und deren Fête Impériale kurzerhand als überdimensionale Bilder auf Plastikplanen drucken lassen.
Lackner mag solche Brüche. –"Alles andere wäre unmodern und langweilig. Ich kämpfe damit auch gegen den ewigen Zuckerguss-Touch in dieser Stadt an." – Und mittlerweile vertrauen ihm auch konservative Auftraggeber, schließlich ist es am Ende die Stimmung unter den geladenen Gästen, die zählt.
Ein bisschen Flitter hier, ein wenig Gold da ... Etliches von dem, was Agenturen wie perfectprops auf die Beine stellen, hört sich für Außenstehende nach sehr viel heißer Luft und wenig Greifbarem an. Was die guten von den weniger guten Anbietern unterschiedet ist ein breites technisches und rechtliches Know-how: "Räume kreiert man vor allem mit Licht und die richtige Beleuchtung ist eine Wissenschaft für sich, wir arbeiten da nur mit absoluten Top-Firmen zusammen", erklärt Lackner. Auch die vielen Vorgaben im Veranstaltungsgesetz müsse man erst einmal kennen. "Das sind alles Dinge, die den Kunden am Schluss nicht interessieren, denn der will einfach nur sein Event haben."
"Eine Nacht Prinzessin sein"
Das Grundprinzip seines Jobs sieht der gelernte Modist trotz all dieser Vorgaben ganz pragmatisch: "Eine Nacht Prinzessin sein, davon träumen auch emanzipierte Frauen. Und die Männer wollen zeigen, dass sie ihrer Begleitung einen tollen Abend bieten können", sagt er. "Das klingt jetzt vielleicht altmodisch, gilt aber bis heute." Dass er so viel Anerkennung für seine Ideen bekommt, dürfte ihn freuen: Jahrelang hatten ihm seinen Eltern nicht geglaubt, dass man mit "so einem Blödsinn" Geld verdienen kann.
Mehr als 400 Bälle finden Jahr für Jahr allein in Wien statt. Man mag es hierzulande ausgelassen: Insgesamt schwingen dort in jeder Saison, so schätzt man, mehr als 300.000 Besucherinnen und Besucher das Tanzbein. Neben den bekannten Großbällen veranstalten zahlreiche Schulen, Berufsgruppen, verschiedene Vereine und soziale Vereinigungen eigene Feste. So sind etwa im offiziellen Ballkalender ein "Ball der Religionslehrer" sowie der "Ball der Floridsdorfer Wasserrettung" zu finden. Ebenso existiert ein "Obdachlosenball", ein "Asylantenball" und ein "Ball der roten Nelken".
Dass der Begriff Ball heute wesentlich weiter als im traditionellem Sinne verwendet wird, ist Kreativen wie Gery Keszler (er rief den Life Ball ins Leben) und Andreas Lackner zu verdanken. Dieser muss jetzt gleich zum nächsten Termin rasen.
So schön die Lorbeeren dafür auch sind, das Niveau zu halten sei harte Arbeit. Und er würde gerne in Zukunft nicht nur auf Bälle festgelegt werden. "Vielleicht mache ich demnächst wieder etwas radikal Modernes."
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