Wirtschaft

Immobilien-Makler zweigten 57 Prozent "Provision" ab

Diese Geschichte klingt wie ein schlechter Scherz,würde nicht das Landeskriminalamt Niederösterreich seit Längerem wegen Betrugsverdachts ermitteln. Im Mittelpunkt steht der Verkauf von scheinbar profitablen Vorsorgewohnungen im Süden Wiens. Die Käufer waren Schweizer Investoren. Sie sollen dabei aber ganz gewaltig über den Tisch gezogen worden sein. Laut einer Strafanzeige, die dem KURIER vorliegt, wird der Schaden auf rund drei Millionen Euro geschätzt.

Dubiose Makler

"Die Polizei wurde mit Ermittlungen gegen vier Beschuldigte beauftragt", bestätigt Friedrich Köhl, Erster Staatsanwalt der Staatsanwaltschaft Korneuburg, dem KURIER. Dabei handelt es sich um ein Immobilienmakler-Ehepaar aus Niederösterreich, einen Banker und einen Wiener Anwalt. Laut Anzeige sollen die Makler diese Wohnungen samt Kreditfinanzierung mit "wortreichen und überzeugenden Versprechungen" den Kunden verscherbelt haben.

"Sie fütterten die Schweizer mit zahlreichen Falschinformationen über die Wohnungen und die zu erwartenden Erträge an", heißt es in der Anzeige. "Die Kreditrückzahlungen sollten gänzlich durch Mieterlöse abgedeckt werden." Zugleich wurde den Eidgenossen der Deal mit einem Steuervorteil, die Refundierung der Umsatzsteuer, schmackhaft gemacht.

"Man hat den Schweizern das Blaue vom Himmel versprochen", sagt Anwalt Christoph Brandl von der Grazer Kanzlei Bartl & Partner, der drei Geschädigte vertritt. "Sie sind mit System betrogen worden." Und dieses lief laut Anzeige so: Die Schweizer wurden nach Wien eingeflogen und vom Makler "unter einem erheblichen künstlich erzeugten Termindruck" zur finanzierenden Bank gekarrt. Dort wurden die Kreditverträge für den Wohnungskauf unterschrieben.

Fragwürdige Geldflüsse

Danach wurden sie zu einem Wiener Anwalt chauffiert, der als Treuhänder fungierte. Dort unterzeichneten sie die Verträge und eine Generalvollmacht für die Makler.

Die Vollmacht, so wurde ihnen vorgegaukelt, werde benötigt, um Mietverträge abschließen und Zahlungen tätigen zu können. Von den Wohnungen, die zum Teil sanierungsbedürftig sind, haben die Schweizer wegen des Zeitdrucks kaum etwas gesehen. Denn: Noch am selben Abend ging es per Flieger zurück nach Zürich.

In einem Fall gewährte die Bank einem Schweizer 200.000 Euro Kredit, obwohl die Wohnung nur 115.000 Euro kostete. Der günstige Kaufpreis soll "als Notverkauf" dargestellt worden sein. 9500 Euro flossen als Spesen an die Bank, weitere 13.400 Euro wurden für Gebühren, Steuern und die offizielle Makler-Provision von drei Prozent verwendet.

Dubioses Konto

Außerdem wurde auch der Restbetrag (62.000 Euro) vom "Treuhandkonto" auf ein Konto einer Schweizer Firma überwiesen. Diese gehört laut Aktenlage dem heimischen Makler-Paar. Unterm Strich kassierte das Duo in diesem Fall insgesamt 57 Prozent "Provision". "Mein Klient hat diese Zahlungen nicht in Auftrag gegeben", sagt Anwalt Brandl von der Grazer Kanzlei Bartl & Partner. "Auch steht diesem Betrag keine Gegenleistungen gegenüber." Brandls drei Klienten wurden um 128.500 Euro geschädigt.

Bank weist Mitschuld zurück

Die involvierte Bank weist alle Vorwürfe von sich. Es habe sich um eine ganz normale Finanzierung gehandelt. "Als erste Verdachtsmomente aufkamen, dass Geld weg ist, kam auch für uns heraus, dass ein anderes Konto für die Zahlungen verwendet wurde, als das der Anwaltskammer gemeldete Treuhandkonto", sagt Ulrich Walter, Anwalt der Bank, zum KURIER. "Der Wiener Kollege ermöglichte es, dass die übermäßigen Provisionen an die Makler geflossen sind."