Wirtschaft/Immo

Praterateliers: Wo Wotruba und Hrdlicka ihre Werke schufen

Mitten in einem wild verwachsenen Garten – versteckt zwischen Happel-Stadion und Trabrennbahn Krieau – liegen die Praterateliers. Sie sind die einzigen verbliebenen Ausstellungspavillons der Wiener Weltausstellung von 1873. Lediglich das Schild „Bildhauergebäude des Bundes“ gegenüber vom Stadion lässt erahnen, was sich auf dem Gelände befindet. Noch heute spenden die vier riesigen Platanen, die zur Zeit der Weltausstellung gepflanzt wurden, mit ihren weit auskragenden Ästen reichlich Schatten.

Die beiden symmetrisch angelegten, ursprünglich baugleichen Pavillons bildeten zusammen mit der großen Kunsthalle und einem verbindenden Arkadengang, den sogenannten Kunsthof. Errichtet wurden sie von Carl von Hasenauer, dem Chefarchitekten der Wiener Weltausstellung.

Bedeutende Bildhauer

Seit 1875 bis heute sind die beiden Gebäude ohne Unterbrechung als Ateliers für Künstler und Künstlerinnen in Verwendung. Namhafte Künstlerpersönlichkeiten wie Alfred Hrdlicka, Oswald Oberhuber, Bruno Gironcoli, Joannis und Annemarie Avramidis, Hans Kuplwieser und Tina Blau haben die weitläufigen Ateliers über die Jahrzehnte zu einem international bedeutenden Ort der bildhauerischen Produktion werden lassen.

Alle Inhalte anzeigen

Sanierung bis 2024

Mittlerweile weisen die Pavillons aber schon klare Zeichen des Verfalls auf. Eine umfassende Sanierung steht unmittelbar bevor. Mithilfe des EU-Aufbauplans erhalten sie einen neuen und energieeffizienten Anstrich um rund 11 Millionen Euro.

„Mit der Sanierung verfolgen wir zwei wesentliche Ziele“, so Kunst- und Kulturstaatsekretärin Andrea Mayer. „Einerseits wird in die bauliche, ökologisch nachhaltige Modernisierung investiert, um den historischen Gebäudekomplex zu erhalten und gleichzeitig den dort tätigen Künstlern gute Arbeitsräumlichkeiten zu bieten. Andererseits wollen wir die Praterateliers innovativ weiterentwickeln und sie als modernes Zentrum für zeitgenössische Kunst etablieren. Neue Veranstaltungsräumlichkeiten und projektbasierte Ateliers gepaart mit einem flexiblen Nutzungskonzept sollen sicherstellen, dass hier ein spannender Kulturaustausch stattfindet.“

Bei den Sanierungsarbeiten wird hoher Wert auf den Denkmalschutz und den Erhalt der historischen Substanz und Erscheinung gelegt. Durch Maßnahmen zur Verbesserung der Qualität der Gebäudehülle sowie der Heizsysteme werden Energieeinsparungen und eine Verminderung des CO2-Ausstoßes von bis zu 30 Prozent erwartet. Ende 2024 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.

Alle Inhalte anzeigen

Führungen

Anlässlich des 150-jährigen Jubiläums der Wiener Weltausstellung und der bevorstehenden Sanierung der Gebäude organisiert der Verein Architekturerbe Österreich wöchentliche Führungen durch das Areal. Gezeigt werden u. a. die baulichen Unterschiede der beiden Gebäude. Vereinsgründer Timo Riess erklärt den Hintergrund:„Durch einen Bombentreffer im Jahr 1945 wurde der Nord-Pavillon stark beschädigt und danach stark vereinfacht, aber in gleicher Kubatur und Gestalt wieder aufgebaut.“

Wilder Garten

Zu sehen bekommen die Besucher auch den Park, der teilweise unter Naturschutz steht. Er stellt eine ruhige Oase inmitten eines pulsierenden Viertels dar. Züchtungen von Sukkulenten gehen etwa auf den Bildhauer Fritz Wotruba zurück. Der nächste Termin ist am Freitag, den 9. Juni.