Wirtschaft

Immo-Preise erreichen die Schmerzgrenze

Ist der Immo-Boom zu Ende? Im ersten Halbjahr 2013 haben die Österreicher 7,2 Mrd. Euro investiert, das sind um 10,6 Prozent weniger als ein Jahr davor. In Wien wechselten um gut ein Viertel weniger Immobilien den Besitzer.

„Der Boom kommt in eine neue Phase“, sagt Alois Reikersdorfer, Regionaldirektor von Remax Austria. Das Maklernetzwerk erhebt die Daten anhand des Grundbuchs. Nach den „sehr guten Jahren 2010 bis 2012“ werde das Angebot bei Eigentumswohnungen und Zinshäusern knapp. Die Nachfrage ist gut, aber selektiver geworden: „Die Schmerzgrenze ist erreicht, Anleger zahlen nicht mehr jeden Preis“, sagt der Immo-Experte. An den Hotspots sind die Quadratmeterpreise für Eigentumswohnungen freilich erneut gestiegen – in Wien um 19 Prozent auf 2868 Euro, in Salzburg um 8 Prozent auf 3148 Euro. Der Preis für Einfamilienhäuser stieg um 4,2 Prozent – getrieben von den teuren Objekten.

Billigere Grundstücke

Grundstücke sind überraschend billiger geworden: Der typische Quadratmeterpreis sank von 56 auf 47 Euro. Im Vorjahr hätten viele Investoren Flächen ohne Bauzwang gekauft. Diese seien jetzt rar, so Reikersdorfer. Obendrein habe die neue Immo-Ertragssteuer die Verkaufsbereitschaft gedrosselt.

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„In den Ballungsräumen haben die Immobilienpreise nicht mehr viel Luft nach oben“, sagt Manfred Url, Generaldirektor der Raiffeisen Bausparkasse. Mit 150.400 neuen Bausparverträgen im ersten Halbjahr (+ 8,4 Prozent) ist er „recht zufrieden“.

Als reines Investment seien Immobilien in Wien oder Salzburg freilich kaum noch attraktiv. Wer ein Eigenheim für die nächsten 30 Jahre suche, für den sei der Zeitpunkt hingegen gut, so Url. Das sehen auch 75 Prozent der 1325 jungen Österreicher zwischen 18 und 39 Jahren so, die über ihre Wohnwünsche befragt wurden. Diese sind recht traditionell: Die Mehrheit bevorzugt das eigene Haus im Speckgürtel nahe einer größeren Stadt. Eigentum halten 50 Prozent der Befragten bereits für unleistbar.

Salzburgs Grüne haben indes neue Ideen, um hohe Mieten einzudämmen: Leer stehende Wohnungen sollen besteuert und die Eigentümer so zum Vermieten gezwungen werden, fordert Soziallandesrat Heinrich Schellhorn. „Das funktioniert nicht“, sagt Reikersdorfer. Er glaubt nicht, dass viele Wohnungen rein spekulativ leer stehen. „Man sollte lieber schauen, dass im leistbaren Segment mehr gebaut wird.“