Wirtschaft

Immer mehr Patente für E-Mobilität in Österreich

Elektroautos sind in Europa stark im Kommen. In den ersten drei Monaten des Jahres wurden 35.730 Neuzulassungen registriert. Das waren um 27 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Grund war vor allem der Ausbau an Förderungen (siehe Bericht unten). Auch wenn es laut Günther Kerle, Sprecher der heimischen Autoimporteure, extreme Fortschritte bei Verbrennungsmotoren gebe und es noch gar nicht sicher sei, dass E-Motoren der Stein des Weisen seien, beginnt sich Österreichs Industrie auf die neue Antriebstechnik einzustellen. "Wir waren bei dem Thema etwas spät dran, dafür holen wir jetzt umso rascher auf", sagt der Chefökonom der Industriellenvereinigung Christian Helmenstein.

Jede Woche ein neues Patent

Das lässt sich anhand der Patente ablesen. Der Ökonom hat diese in der Studie "Leitbranche Automobilwirtschaft" erfasst. Demnach gab es in den vergangenen fünf Jahren im Bereich E-Cars 233 heimische Patente, wobei mittlerweile jede Woche ein neues hinzukommt. "Bezogen auf seine Einwohnerzahl hat Österreich in dem Bereich die zweithöchste Erfinderdichte in Europa", sagt Helmenstein. Patentmeister ist die steirische AVL List vor Magna und Siemens. "Das Patent ist nur der erste Schritt, es muss mit Leben gefüllt werden", sagt AVL-Geschäftsführer Uwe Dieter Grebe. Einen Schub habe es durch den VW-Skandal gegeben. "Die letzten Monate hatten mehr Einfluss auf künftige Antriebsarten als die fünf Jahre zuvor." Zwar sei der Verbrennungsmotor noch lange nicht tot, aber es gehe nun verstärkt darum, ob die Grenzwerte in der Realität eingehalten werden. Und um die sich verschärfenden CO2-Vorgaben der EU zu erreichen, gehören E-Autos für viele Hersteller zwingend in ihre Flotte.

Dabei gibt es laut Grebe noch zahlreiche Probleme bei E-Autos zu lösen – von der Größe und den Kosten der Batterie über die zu geringe Reichweite, die komplexe Bedienung beim Tanken, die zu wenig ausgebaute Infrastruktur (siehe Bericht unten) bis hin zu den langen Ladezeiten. Eine Minute Betanken mit Diesel schafft eine Reichweite von 500 Kilometern, das gleichzeitige Aufladen einer Batterie bringt hingegen nur schlappe zehn Kilometer. Weitere Themen seien das autonome sowie das vernetzte Fahren.

TTIP-Scheitern negativ

In zwei bis vier Jahren jedenfalls, glaubt Helmenstein, werde die heimische Autoindustrie mit ihren Patenten für E-Autos Erfolge, auch im Export, einfahren. Einschränkung: "Die Rahmenbedingungen für die Produktion müssen attraktiver werden, sonst werden wir die Forschungseinheiten auch nicht halten können." Negativ wäre auch ein Scheitern des TTIP-Akommens. Hier verspricht er sich im Handel mit den USA Vorteile durch gemeinsame Normen und den Wegfall von Zöllen.

Insgesamt ist Österreich hinter Deutschland und Schweden das Land mit den drittmeisten Patenten im Autosektor (bezogen auf die Bevölkerungsgröße).

In Deutschland wird noch im Mai der private Kauf eines Elektroautos mit einer Prämie von 4000 Euro gefördert. Finanziert wird dies je zur Hälfte von Staat und Industrie. Ob der Kaufanreiz tatsächlich den Absatz ankurbelt, ist umstritten, doch auch in Österreich wird der Ruf nach mehr Förderungen laut. Günther Kerle, Sprecher der Automobilimporteure, fordert entweder eine finanzielle Unterstützung für E-Autos wie in Deutschland oder eine erneute Verschrottungsprämie für alte Fahrzeuge. Verbote von Neuzulassungen mit herkömmlichen Antrieben hält er hingegen für „weltfremd oder eine Provokation“.

Seit Jahresbeginn gibt es zumindest für Betriebe steuerliche Anreize für E-Autos. Sie sind nun von der Sachbezugsregelung befreit und ein Vorsteuerabzug ist möglich. Schon seit 2014 fällt beim E-Auto-Kauf keine Normverbrauchsabgabe (NoVA) an. Die Anreize zeigen erste Wirkung. Im ersten Quartal wurden in Österreich 1264 Elektrofahrzeuge neu zugelassen, um fast 100 Prozent mehr als vor einem Jahr. Der Großteil der Käufer sind Firmen.

Für Private bieten einzelne Bundesländer Förderungen – in unterschiedlicher Höhe und Voraussetzung. So gewährt Niederösterreich einen Zuschuss von 30 Prozent der Kosten (max. 5000 Euro), allerdings beschränkt auf 500 Förderfälle. Die Vorarlberger Kraftwerke (VKW) zahlen einen Bonus von 1000 Euro auf die Stromrechnung, sofern auch beim Energieversorger „getankt“ wird.