Wirtschaft

Im alten Kassensaal klingelt wieder die Kassa

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Seit Mittwoch steht fest, was mit dem historischen Sparkassengebäude der Erste Bank in der Wiener Innenstadt passieren wird. Das Haus mit der noblen Adresse am Graben 21 wird in ein Hotel umgewandelt. Die Bankfiliale in dem Gebäude bleibt erhalten. Damit hat die Erste Bank ein Problem weniger. Denn die Nachnutzung von Banken mit großen Kassensälen ist in denkmalgeschützten Häusern ein bisweilen schwieriges Unterfangen.

Die prunkvoll ausgestatteten Kassensäle werden nämlich nicht mehr gebraucht. Geld vom Konto abheben kann man auch beim Bankomaten und eine steigende Anzahl von Kunden erledigt ihre Bankgeschäfte ohnehin per Internet. Was soll also mit den Kassensälen geschehen?

Postsparkasse

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Diese Frage betrifft auch eines der bekanntesten Jugendstilgebäude in Wien. Die vom Architekten Otto Wagner geplante Postsparkasse und nunmehrige Zentrale der Bawag P.S.K. am Georg-Coch-Platz. Am Vormittag ist der große Kassensaal mit Lichtkuppel fast leer. Eine ältere Frau behebt Geld vom Bankomaten und zwei Touristen machen Fotos mit ihren Smartphones.

Spätestens in zwei Jahren wird die Bawag P. S.K. in ein Hochhaus in der Nähe des Wiener Hauptbahnhofes umziehen. Möglicherweise werden dann in dem denkmalgeschützten Gebäude Büros untergebracht. Der Eigentümer des Jungendstiljuwels, der Immokonzern Signa um den Tiroler Immobilieninvestor Rene Benko, hat für das ehemalige k.k. Postsparcassen-Amt immerhin 150 Millionen Euro bezahlt.

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Ein Luxushotel, das früher als Bank genutzt wurde, hat Benko schon. Die ehemalige Länderbankzentrale am Hof 2 ist heute das Park Hyatt Vienna.

Nobelhotel

Das Projekt ist eine Kooperation der Signa Holding mit dem US-Konzern Hyatt. Der große Kassensaal ist heute ein luxuriös ausgestattetes Foyer mit Gastronomie und ein gelungenes Beispiel für eine neue Nutzung.

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Ein weiteres, architektonisch interessante Bankgebäude, für das ein neues Raumkonzept gesucht wird, ist die frühere Creditanstalt Bankverein und nunmehrige Bank-Austria-Zentrale in der Schottengasse. Auch dort dominiert der große Kassensaal den Eingangsbereich. Das Verfahren, mit dem das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt werden wird, läuft noch. Der Immobilienentwickler Markus Schafferer und seine Pema Immobilien sollen im Auftrag der Eigentümerfamilie Koch (formals kika/Leiner) für die weitere Verwertung nach dem Auszug der Bank Austria sorgen.

Alles ist möglich

Welche neue Nutzung es geben soll, ist nicht bekannt. Die Eigentümer lassen sich alle Optionen offen. Möglich seien "sowohl Büros, ein Hotel, ein Handelszentrum oder auch Wohnungen" hieß es vor zwei Wochen. Der Kaufpreis des Gebäudes soll 135 Millionen Euro betragen haben.

Mit solchem Luxus hat der Schweizer Textilhändler Tally Weijl nichts am Hut.

Textilgeschäft

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Der von Adolf Loos gestaltet und unter Denkmalschutz stehende frühere Kassensaal der Zentralsparkasse in der Mariahilfer Straße 70 wurde zum Verkaufsraum für Textilien umfunktioniert. Die heftige Kritik von Architekten an einem solchen Umgang mit dem denkmalgeschützten Raum hatte keine Wirkung. Die Denkmalschützer kontrollieren regelmäßig, damit an der Bausubstanz nichts verändert wird. Gegen die aktuelle Nutzung können sie aber nichts unternehmen.

Looshaus

Beim Looshaus ist es umgekehrt. Das berühmte Gebäude am Michaelerplatz gegenüber der Hofburg war ursprünglich ein Nobelgeschäft. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden dort dann auch Möbel verkauft. Schließlich hat die Raiffeisenbank NÖ-Wien das "Haus ohne Augenbrauen" gekauft und originalgetreu renoviert. Heute ist im Erdgeschoß eines der bedeutendsten Baudenkmäler der Moderne eine Raiffeisenfiliale untergebracht. Das Looshaus wird auch immer wieder für Veranstaltungen genützt, etwa von den Wiener Festwochen.

Eine Bank mit Kassensaal, von der heute kaum mehr jemand weiß, ist das Haus Hohenstaufengasse 3. In dem Otto-Wagner-Bau in der Nähe des Juridicums der Universität Wien war ursprünglich die Länderbankzentrale untergebracht.

Kanzleramt

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Heute gehört das Gebäude der Republik. Dort logieren nun die Datenschutzbehörde und eine Sektion des Bundeskanzleramtes. Der tolle Kassensaal mit Lichtkuppel wird hin und wieder für diverse Veranstaltungen verwendet.

Das mit Abstand jüngste Bankgebäude mit Denkmalschutz steht in der Fußgängerzone in der Favoritenstraße 118.

Kaffeehaus

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Vor allem die vom Architekten Günter Domenig gestaltete Fassade der früheren Zentralsparkasse sorgt für Aufmerksamkeit. Heute hat das 1979 fertiggestellte "Haus mit dem Knick" nichts mehr mit Bankgeschäften zu tun. Im Erdgeschoß des Gebäudes ist ein Kaffeehaus untergebracht. Im Geschäft daneben werden Koffer, Taschen und ähnliche Utensilien verkauft.