Wirtschaft

IKEA-Gründer verliert angeblich Milliardenstreit mit Söhnen

Ihnen schien eine Art Prinz-Charles-Schicksal vorbestimmt: Seit den Neunzigerjahren wurden Peter (49), Jonas (47) und Mathias (44) Kamprad als künftige IKEA-Chefs gehandelt. Zum Zug kamen sie aber nie – Vater und Firmengründer Ingvar Kamprad (87) behielt die Inbus-Schlüssel über das Selbstbaumöbel-Imperium lieber selbst in der Hand. Seinen Söhnen richtete er öffentlich aus, sie seien ungeeignet, das Milliardenerbe anzutreten. Obwohl sich Kamprad offiziell schon 1986 von der Firmenspitze zurückgezogen hatte, mischte er als „Senior Berater“ und als Aufsichtsrat unverändert mit.

Seit heuer ist Bewegung im Personalkarussell: Am 1. September rückte mit dem 42-jährigen Peter Agnefjäll – davor Chef von IKEA Schweden – erneut ein familienfremder Manager an die Unternehmensspitze. Im Juni 2013 machte Kamprad als Aufsichtsratschef der Inter IKEA Group den Platz für seinen Sohn Mathias frei.

Zigfacher Milliardär

Dieser Schritt hänge damit zusammen, dass der Familiensegen im Hause IKEA viel stärker schiefhängt als bisher bekannt, behauptet der Ex-Manager von IKEA Russland, Lennart Dahlgren, in einem Buch. Ingvar Kamprad sei von seinen Söhnen mithilfe von US-Anwälten auf eine Zahlung von 20 bis 30 Mrd. schwedische Kronen (2,3 bis 3,5 Mrd. Euro) geklagt worden, schrieb die Wirtschaftstageszeitung Dagens Industri. Der Rechtsstreit soll sich um Eigentümer-Rechte und Umsatzerlöse drehen. Bloomberg schreibt Kamprad 38 Mrd. Euro Vermögen zu. Seit er vor Gericht den Kürzeren gezogen habe, schwanke seine Gemütslage aber zwischen Zornausbrüchen und Depressionen, behauptet Dahlgren. „Wir haben nicht das ganze Buch gelesen und werden daher seinen Inhalt nicht kommentieren“, teilte IKEA dem KURIER mit.

Zurück nach Småland

Eigentumsgebühren spielen im verschachtelten Konzern eine zentrale Rolle: Eigentümer der Ingka Holding, bei der Jonas Kamprad (neben der IKEA Group) im Aufsichtsrat sitzt, sind seit 1982 Stiftungen in den Niederlanden. Dort werden Patente und Eigentumsrechte steuerlich bevorzugt – günstigerweise ist das IKEA-Konzept im Besitz der niederländischen Inter IKEA Systems BV, an die der Konzern Gebühren abführen muss. Agnefjäll verteidigte die steuerschonende Konstruktion: IKEA habe 2012 effektiv 17,8 Prozent Steuern gezahlt. Die rund 300 Möbelhäuser in 26 Ländern setzten zuletzt 27 Mrd. Euro um.

Ingvar Kamprad selbst verzichtet künftig auf Steuervorteile: 40 Jahre hatte er im Schweizer Lausanne gelebt, im Sommer kündigte er an, zurück ins südschwedische Småland zu ziehen.