Hypo: Bayern-Bankern drohen zehn Jahre Haft
Von Kid Möchel
Mammut-Prozess um die Kärntner Skandalbank Hypo Alpe-Adria am Landgericht München: Am Montag startet das Strafverfahren gegen Werner Schmidt, den früheren Chef der Bayerischen Landesbank, und sechs Ex-Vorstände. Ihnen wird schwere Untreue vorgeworfen. Strafdrohung: bis zu zehn Jahre Haft. Die Beschuldigten sollen im Mai 2007 die Kärntner Hypo zu einem überhöhten Preis (1,65 Milliarden Euro) gekauft haben.
In der 474 Seiten starken Anklage wird ihnen ein Schaden von 549,88 Millionen Euro angelastet. Geständnis ist keines zu erwarten. Die Vorwürfe werden nämlich bestritten. 53 Verhandlungstage sind vorerst anberaumt.
Laut Anklage sollen Schmidt & Co. gewusst haben, dass die Kärntner Bank „wesentlich weniger wert war als der Kaufpreis“ ausmachte. Zugleich sollen sie in Kauf genommen haben, dass die Hypo der BayernLB erhebliche Verluste einbringen werde. Obwohl keine ausreichenden Informationen über die tatsächliche Lage der Hypo zur Verfügung standen und hohe Risiken in Sachen Beteiligungen und Kredite erkannt wurden, soll nur eine eingeschränkte wirtschaftliche Prüfung (Due Diligence) durchgeführt worden sein. Das Ergebnis einer weiteren Überprüfung wurde nicht abgewartet. „Die Verdächtigen kauften bewusst die Katze im Sack nach dem Motto Augen zu und durch“, heißt es in der Anklage. Mutmaßliche Ursache: großer Erfolgsdruck.
Nicht schuldig
Unter den Angeklagten ist Ex-Vorstand Gerhard Gribkowsky, der im Vorjahr bereits achteinhalb Jahre Haft wegen Schmiergeldzahlungen von Formel-1-Boss Bernie Ecclestone ausfasste. In Sachen Hypo bestreitet Gribkowsky „die Vorwürfe, weil der gesamte Vorgang des Erwerbs ordnungsgemäß durchgeführt wurde“, sagt sein Verteidiger Daniel Amelung zum KURIER. Zeit- und Erfolgsdruck habe es nicht gegeben. Es sei eine kaufmännische Entscheidung nach der damaligen Faktenlage gewesen. Solche Entscheidungen müssen aber nicht immer richtig sein.
Rund 3,7 Milliarden Euro kostete das Hypo-Debakel den bayrischen Steuerzahlern. Seit der Notverstaatlichung Ende 2009 pumpte die Republik Österreich 3,6 Milliarden Euro Steuergeld in die Hypo.