Wirtschaft

Holland Blumen Mark ist pleite

Vor zwei Wochen hatte die Handelskette Holland Blumen (320 Mitarbeiter, 85 Standorte) ihren 40.Geburtstag gefeiert. Ob sie auch den nächsten Geburtstag erleben wird, ist derzeit ungewiss. „Das Unternehmen hat am Landesgericht Korneuburg ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung eingebracht, das bereits eröffnet wurde“, weiß Alexander Klikovits vom KSV 1870. Zuvor hatten schon ein Mitarbeiter und die Kärntner Gebietskrankenkasse einen Konkursantrag gestellt.

Filialen in Wien

Die Aktiva werden mit 720.000 Euro beziffert, die Passiva betragen rund 12,8 Millionen Euro. Den Gläubigern wird eine Mindestquote von 20 Prozent angeboten. Fakt ist: Das Unternehmen soll fortgeführt werden und hat dafür den Sanierungsanwalt Wilhelm Deutschmann engagiert. „Der Insolvenzverwalter hat gesagt, wir machen weiter“, bestätigt Deutschmann dem KURIER. „Und wenn der Insolvenzverwalter das sagt, dann kann unser Sanierungskonzept nicht ganz falsch sein.“ Die Fortführung der Kette sei durch die Hausbank, die Volkskreditbank (VKB) gesichert. Bei der Bank steht Holland Blumen mit zirka 3,5 Millionen Euro in der Kreide.

„Für die Zeit des Sanierungsverfahrens wird die VKB Linz dem Unternehmen einen Kredit von 400.000 Euro zur Verfügung stellen“, weiß Gerhard Weinhofer von Creditreform. „Der Fortbetrieb soll im Monat rund eine Million Euro kosten.“ Die Planung für die nächsten drei bis sechs Monate gehe aber „von stabilen Umsätzen und einem Einnahmenüberschuss aus“. Detail am Rande: Im Rahmen des Unternehmensliquiditätssicherungsgesetzes (ULSG) hat die Republik Österreich, wie im Fall Alpine, auch bei Holland Blumen eine Haftung für Kredite übernommen. Diese Haftung wird derzeit aber nicht schlagend.

Erst vor zwei Wochen hat Holland Blumen Mark den 40. Geburtstag gefeiert. Nun brachte das Unternehmen, das seit heuer mehrheitlich Investor Anton Stumpf gehört, der zuvor schon über Recap mit im Unternehmen war, einen Antrag auf ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung ein.

Der Unternehmensstart erfolgte 1974 - noch unter dem Namen Holland Blumen Markt - mit dem Motto: "Jeder soll sich Blumen und Pflanzen leisten können." Kees van der Velden war der Gründer. Die ersten beiden Geschäfte öffneten in Wien in der Gudrunstraße und am Praterstern. Van der Velden selbst, drei holländische und drei österreichische Mitarbeiter verkauften die Blumen und Pflanzen - das Selbstbedienungssystem herrschte von Anfang an. Auch das Logo mit der Windmühle wurde rasch kreiert.

1998 verschwand das "t" am Ende des Firmennamens. Eine Klage des VKI erzwang eine Änderung, das Führen der Bezeichnung "Markt" wurde als irreführend verboten. Das Unternehmen strich dann einfach das "t" am Ende - Firmenschilder wurden ohne größeren Aufwand geändert, teils einfach der Buchstabe herausgeschnitten.

Seit 2008 gehörte Holland Blumen Mark der Sanierungsgesellschaft Recap - mit den Geschäftsführern Stumpf und Fred Duswald. Zuvor war Cornelius Petrus van der Velden Eigentümer gewesen, das Unternehmen sollte mit Recap wieder in die Gewinnzone. Zum Höhepunkt gab es knapp 150 Filialen.

Offenbar ging die 2008 gestartete Strategie der Revitalisierung der dann noch an die 100 Märkte, die Recap einschlug, nicht ganz auf. Beispielsweise wurden auch aufgelassene Tankstellen - insgesamt 15 unter dem Motto "Blumen statt Blech" - zu Geschäftslokalen umgewandelt und Floristik sollte eine größere Rolle spielen.

Das Sortiment wurde ab 2008 erweitert. Es wurden nicht nur Pflanzen angeboten, sondern auch Zusatzartikel wie Keramik, Beistecker, Glaswaren und Saisonartikel. Auch ein Franchise-System wurde gestartet, zuletzt liefen etwas mehr als zehn Niederlassungen über dieses Geschäftsmodell. Laut Unternehmensangaben auf der Homepage wollte man weiterwachsen und griff daher auch zum Franchise-System.

Im zuletzt veröffentlichten Geschäftsbericht aus dem Jahr 2012 machte die Firma bei einem Umsatz von etwa 23 Mio. Euro rund 1,4 Mio. Euro Jahresverlust. Der Bilanzverlust - also inklusive Verlustvorträgen - belief sich allerdings auf 5,4 Mio. Euro. Die Eigenkapitalquote machte gerade einmal 4,5 Prozent aus.