Wirtschaft

Hohe Zinsen sorgen für mehr Bausparverträge

In den vergangenen Jahren ist es für die Bausparkassen nicht optimal gelaufen. Wegen der niedrigen Zinsen war die Zahl der Vertragsabschlüsse rückläufig. Doch mit der aktuell hohen Inflation und den nun deutlich gestiegenen Zinsen gab es eine Trendwende.

Im letzten Quartal 2022 sind um 14 Prozent mehr neue Bausparverträge unterschrieben worden als im Vergleichszeitraum des Jahres 2021. In den ersten beiden Monaten dieses Jahres betrug der Zuwachs sogar 75 Prozent. Der Vorstandsvorsitzende der s Bausparkasse, Christian Reingruber, sprach daher vom „Revival des Bausparens“.

Die Generaldirektorin der Bausparkasse Wüstenrot, Susanne Riess-Hahn, hält höhere Obergrenzen für die Bauspardarlehen für dringend notwendig. Die Immobilienpreise sind nämlich stärker gestiegen als die maximale Höhe der Darlehen. „Wir haben seit 2010 in etwa eine Verdoppelung der Preise, die Darlehensobergrenze ist aber nur um 30 Prozent gestiegen.“ Derzeit liegt diese Obergrenze bei 240.000 Euro. Die Bausparkassen wünschen sich eine Anhebung auf rund 350.000 Euro.

Ein dauerndes Ärgernis aus Sicht der Banken ist nach wie vor die KIM-Verordnung für die Vergabe von Krediten. Damit wollte die Regierung sicherstellen, dass sich die Kreditnehmer nicht finanziell überschätzen und die Kredite nicht mehr zurückzahlen können.

Regeln für Kreditvergabe

Doch aus Sicht der Bausparkassen ist man damit deutlich übers Ziel hinausgeschossen. Die strengen Vergaberegeln würden verhindern, dass etwa junge Familien die für den Erwerb von Wohnungseigentum notwendigen Kredite bekommen. Dass gemäß der Richtlinie die Rückzahlungsrate gemessen am Nettoeinkommen 40 Prozent nicht übersteigen darf, sei grundsätzlich akzeptabel „wir wollen aber eine Ausnahme haben für Junge“, betonte Reingruber. Hier wäre mehr Flexibilität wünschenswert. Zumal die Gehälter mit zunehmenden Alter oft steigen. Eine Neuregelung mit einer leichteren Kreditvergabe „würde deutlich helfen“, ist Reingruber überzeugt. Begrüßt wird von den Bausparkassen die Forderung des Finanzministers, die Grunderwerbssteuer für den Erstkauf einer Immobilie bis zu 500.000 Euro entfallen zu lassen.

 

Umfrage

Die große Mehrheit der Österreicher spart „vor allem, um auf Unerwartetes vorbereitet zu sein“.  Laut einer vom Bausparkassenverband in Auftrag gegebenen Studie von Integral   sind 70 Prozent der 1.000 Befragten dieser Ansicht. Auf Platz zwei mit 55 Prozent der Antworten kommt als Motivation fürs Sparen das „Gefühl der Sicherheit“, gefolgt von dem Anlegen von „Geldreserven im Alter“ (40 Prozent). Bausparen   ist  für die Österreicher vor allem finanzielle Vorsorge, eine Absicherung für alle Fälle.
 Es geht dabei nicht mehr so sehr um ein  konkretes Anspar-Ziel. Nur bei rund 12 Prozent  ist  eine konkrete Anschaffung binnen der nächsten sechs Jahre oder die künftige Finanzierung von Wohnraum der Grund fürs Bausparen. Investitionen in Immobilien sind vor allem bei den 18- bis 29-Jährigen ein Thema.
Vier von zehn Vier von zehn Befragte haben bereits einen Bausparvertrag.  24 Prozent haben vor, einen neuen Bausparvertrag abzuschließen.  Dafür gibt es auch gute Gründe. Bausparen gilt als risikolose Anlageform, bei der man regelmäßig auch kleine Beiträge einzahlen kann. Etwa die Hälfte der Befragten  hält diese beiden Gründe für eine gute Motivation für einen Vertragsabschluss mit einer Bausparkasse.
Die Tatsache, dass sich der Sparer während der Laufzeit von sechs Jahren um nichts kümmern muss, wird ebenfalls positiv wahrgenommen. Etwa ein Viertel nennt die staatliche Bausparprämie als Grund fürs Bausparen. Das gilt vor allem für Personen mit Kindern.