Wirtschaft

Herbstlohnrunde zwischen Personalmangel und Teuerungsausgleich

Morgen, Dienstag, starten die Kollektivvertragsverhandlungen für die 54.000 Beschäftigten in der Reinigungsbranche. Sie bilden den Auftakt zur Herbstlohnrunde, die heuer ganz im Zeichen der Dienstleistungsbranche steht. Die Metallindustrie erspart sich heuer das Feilschen, weil im Vorjahr ein Zwei-Jahres-Abschluss ausverhandelt wurde. 

Die Dienstleistungsgewerkschaft vida pochte am Montag auf eine Abgeltung der rollierenden Inflation der vergangenen zwölf Monate. Diese liegt aus ihrer Sicht aktuell über der prognostizierten Jahresinflation (3,4 Prozent) bei 4,6 Prozent. Je nach Start der KV-Verhandlungen variieren die als Verhandlungsgrundlage dienende rollierende Inflation.

„Mit aktuellen Einstiegslöhnen um die 2.000 Euro brutto im Monat gibt es hier angesichts der in den letzten zweieinhalb Jahren massiv gestiegenen Lebenserhaltungskosten in einigen Branchen noch deutlichen Aufholbedarf“, sagte vida-Vorsitzender Roman Hebenstreit am Montag bei einer Pressekonferenz mit anderen vida-Funktionären in Wien.

Die Anti-Teuerungszahlungen der Regierung seien „verpufft“, unter anderem die Preise für Mieten und Lebensmittel weiterhin „extrem hoch“, kritisierte der vida-Chef. "Wir reden vom Niedriglohnbereich. Da fließt ein Großteil des Einkommens in den Konsum." Hebenstreit verwies auch auf die sinkenden Lehrlingszahlen vor allem im Tourismus. Bevor hier mehr ausländische Beschäftigte mittels Rot-Weiß-Rot-Karte ins Land geholt werden, müssten die Arbeitsbedingungen verbessert werden, betonte der Gewerkschafter. 

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Mindestgehälter ab 2.000 Euro brutto

Die kollektivvertraglichen Vollzeit-Mindestgehälter im Verkehrs- und Dienstleistungsbereich belaufen sich aktuell auf 2.000 brutto pro Monat (rund 1.600 Euro netto) in der Reinigungsbranche, zwischen 1.923 und 2.591 Euro brutto in der Eisenbahnwirtschaft, 2.025 Euro brutto für Handelsarbeiterinnen und Handelsarbeiter, 2.043 Euro brutto in der Güterbeförderung und 2.174 Euro bzw. 2.773 Euro brutto (Fahrer/innen) bei privaten Autobusfirmen.

Akuter Personalmangel im Verkehrsbereich

In den genannten Branchen herrscht akuter Personalmangel, besonders bei den Eisenbahnern (Zugbegleiter, Fahrdienstleiter, Verschieber) sowie bei Bus- oder Lkw-Fahrer/innen. "Der Personalmangel macht sich bei Bahnfahrerinnen und Bahnfahrer inzwischen zunehmend durch Verspätungen und Zugausfällen bemerkbar", berichtet Gerhard Tauchner, Vorsitzender Fachbereich Eisenbahn bei der vida. Derzeit würden 1.200 Vollzeitkräfte fehlen, weitere 10.000 würden in den nächsten Jahren in Pension gehen. Das führe schon derzeit zu 4,5 Millionen Überstunden und mehr als 400.000 Resturlaubstagen. 

Auch bei den Bus- und Lkw-Lenker/innen gebe es "wahnsinnig viele Überstunden", klagt vida-Generalsekretärin Anna Daimler. Großes Thema sei der Generationenwechsel. So seien 30 Prozent der Buslenker/innen über 55 Jahre. Bei den Lkw-Fahrer/innen ginge es vor allem darum, den Beruf für Neueinsteiger attraktiver zu machen. Den Beruf einfach auf die Mangelberufsliste zu setzen, um so zu Billigarbeitskräften aus Drittstaaten zu kommen, während die Arbeitslosigkeit in Österreich steige, sei "völlig inakzeptabel", so Daimler.