Wirtschaft

Henkell setzt auf Cava-Partner, Prosecco auf der Überholspur

Eines vorweg: 80 Prozent des weltweit produzierten Schaumweines werden in folgenden sechs Ländern getrunken: Deutschland, Italien, Frankreich, Großbritannien, Russland und den USA. Wobei die Italiener sich überdurchschnittlich oft ihren Prosecco einschenken, die Franzosen sich gern einen Champagner leisten und die Russen am liebsten beides, sagen Branchenkenner.

„In Österreich machen die Schaumweinhersteller noch immer 70 Prozent ihres Umsatzes im letzten Quartal“, sagt Philipp Gattermayer, Geschäftsführer der Henkell Sektkellerei. Sekt sei hierzulande noch immer kein typischer Speisenbegleiter, klagen er und seine Branchenkollegen. Daran haben auch diverse Initiativen der Branche wenig geändert. Dennoch werden immerhin rund 32 Millionen Flaschen Schaumwein im Jahr geköpft, davon rund 15 Millionen Flaschen Sekt. Wermutstropfen aus Sicht österreichische Produzenten: Von vier gekauften Flaschen stammen drei aus ausländischer Produktion, allen voran aus Italien, Spanien und Deutschland.

Henkell baut Imperium aus

Einer der großen Player am Markt ist die deutsche Sektkellerei Henkell, die Teil des Bielefelder Dr. Oetker Firmenimperiums ist. Zum Haus gehören Marken wie Mionetto, Fürst von Metternich, Söhnlein oder Kupferberg. Das Imperium hat Tochterunternehmen in 22 Ländern, die in mehr als 100 Länder exportieren. Heuer hat Henkell zudem 50 Prozent am größten spanischen Getränke-Exporteur und weltweit führenden Cava-Hersteller Freixenet übernommen. Das gemeinsame Ziel der deutsch-spanischen Partnerschaft lautet internationales Wachstum. „Synergien gibt es im Vertrieb, im Einkauf der Korken, Flaschen oder Etiketten“, erläutert Gattermayer, der in Österreich jährlich rund 6,5 Millionen Flaschen Schaumwein (davon 5,5 Millionen Sekt) verkauft. Neuerdings auch in der alkoholfreien Variante. „Der Wein wird unter Druck auf 26 Grad erwärmt, sodass der Alkohol verdunstet“, erklärt er. Gerade in der Vorweihnachtszeit sei diese alkoholfreie Variante gefragt gewesen. Laut seinen Zahlen sind schon zwei Prozent der verkauften Sektflaschen frei von Alkohol – und das nur drei Jahre nach der Einführung der Produkts.

Viele Aktionen

Im Supermarkt bleibt Sekt währenddessen ein typischer Lockartikel – mindestens jede dritte Flasche wird zu Aktionspreisen verkauft. In der Slowakei, in Tschechien oder Russland liegt der Promotion-Anteil sogar bei rund 50 Prozent, geht aus den Branchenauswertungen hervor.

In Österreich klagen die Sekt-Macher über die 2014 eingeführte Sektsteuer (1 Euro je Liter Schaumwein). Das habe Kunden scharenweise vertrieben. Sehr zur Freude der Prosecco-Hersteller, die von der Steuer ausgenommen waren und damit im Preiswettbewerb einen entscheidenden Vorteil hatten, wie Sektkellereien lautstark monierten. Gattermayer relativiert: „Die Italiener haben in die Marke Prosecco und deren Qualität investiert, seit 2011 ist Prosecco weltweit im Vormarsch.“

Der norditalienischen Provinz Treviso, in der 1380 Abfüllbetriebe angesiedelt sind, beschert der Prosecco einen Jahresumsatz von 2,3 Milliarden Euro. Die Produktion von Prosecco DOC betrug in diesem Jahr 466 Millionen Flaschen, das entspricht einem Plus von sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahr, sagt Stefano Zanette, Präsident des Konsortiums Prosecco DOC.“