Heiße Sohle: Wieder Bruderzwist zwischen Puma und Adidas
Von Christine Klafl
Stan Smith ist ein ehemaliger US-Tennisspieler, der unter anderem 1972 Wimbledon gewann. Und er stand Pate für den "Stan Smith Boost", einen Tennisschuh, den Adidas entwickelte und der als erster Tennisschuh komplett aus Leder in die Geschichte einging. Der "Stan Smith" zählt zu jenen Sportschuhen aus den 1970er-Jahren, denen Adidas einen Retro-Auftritt verpasst hat. Die Wiederbelebung wurde zum wahren Renner – heutzutage als begehrter Sneaker. In den USA soll das Modell zum meistverkauften Sportschuh aufgestiegen sein. In den USA konnte Adidas im ersten Quartal jedenfalls seinen Marktanteil bei Sportschuhen auf zehn Prozent verdoppeln.
"Patent" auf Sohle
Der große Erfolg ärgerte nicht nur den US-Konzern Nike, den weltweiten Marktführer. Der deutsche Erzrivale Puma zog sogar vor Gericht. Der Vorwurf Richtung Adidas: Das Design der Sohle des Modells "Stan Smith Boost" sei von Puma quasi geklaut. Für Form und Aussehen der Sohle habe Puma zwei sogenannte Geschmacksmuster angemeldet. Anders als bei Patenten, die technische Erfindungen schützen sollen, geht es bei Geschmacksmustern um das Design von Produkten. Adidas habe daher den Verkauf dieses Modells einzustellen, hieß es im Unterlassungsantrag von Puma.
Der Versuch Pumas, dem Rivalen Adidas auf die Zehen zu steigen, scheiterte allerdings. Das Landesgericht in Braunschweig entschied am Montag, dass Adidas das Modell weiter verkaufen darf. Das Gericht sah zu viele optische Unterschiede zwischen den geschützten Mustern von Puma und dem Schuh von Adidas.
Der Streit um die Sohle war nur ein Kapitel im mittlerweile Jahrzehnte andauernden Bruderzwist. Seit der Gründung von Adidas durch Adi Dassler und von Puma durch dessen Bruder Rudolf Dassler bekämpfen die beiden Unternehmen einander. Beide haben ihren Hauptsitz im mittelfränkischen Herzogenaurach, Nähe gibt es dennoch keine.
Hohes Tempo
Konkurrenz ist gut fürs Geschäft, lautet ein Kaufmannsspruch. Auf die beiden Rivalen trifft er derzeit jedenfalls zu. Adidas hat im Vorjahr ein Rekordjahr hingelegt. Der Umsatz zog um 18 Prozent auf 19,3 Milliarden Euro an, beim Gewinn knackte der Konzern erstmals in der Firmengeschichte die Marke von einer Milliarde Euro. Im heurigen Auftaktquartal legte Adidas sogar einen Kavaliersstart hin – der Gewinn stieg um 30 Prozent auf 455 Millionen Euro. Mit den wichtigsten Marken Adidas und Reebok konnte der Konzern vor allem in China und den USA punkten.
Puma wiederum konnte nach einer Schwächephase wieder zu alter Form zurückfinden. Im Vorjahr kletterte der Umsatz um sieben Prozent auf gut 3,6 Milliarden Euro, der Gewinn konnte um gut zwei Drittel auf 62,4 Millionen Euro gesteigert werden. Wachstumstreiber bei der Marke mit dem Puma-Logo bleiben weiterhin die Sportschuhe. Ob Retro-Look oder Schuhe, die für Sport und Alltag taugen: Das Schuhgeschäft läuft. Im ersten Quartal konnte Puma seinen Gewinn auf 49,6 Millionen Euro nahezu verdoppeln. Erstmals in der Unternehmensgeschichte konnte ein Quartalsumsatz von mehr als einer Milliarde Euro erzielt werden.