Heimischer Autohandel: Zartes Plus, aber kein Grund zum Feiern
Von Michael Andrusio
Nach dem Rückgang der Pkw-Neuzulassungen 2022 vermeldet die Statistik Austria für 2023 wieder ein Plus. So wurden im vergangenen Jahr 239.150 Pkw neu zugelassen. Das entspricht nach den 215.050 Zulassungen im Jahr 2022 einem Plus von 11,2 Prozent. "Jede Steigerung ist positiv, wir sind aber immer noch weit, weit entfernt von einem Normaljahr", sagt Günther Kerle, Sprecher der österreichischen Automobilimporteure. "Nach dem Katastrophenjahr 2022 konnten wir den Abwärtstrend stoppen, mehr ist er aber auch nicht", so Kerle.
Was die Antriebsarten betrifft, so legen die alternativen Antriebe weiter zu. 2023 wurden 47.621 rein elektrisch betriebene Pkw neu zugelassen, das entspricht 19,9 Prozent Marktanteil. Damit haben die E-Autos erstmals die Diesel überholt. Auch Fahrzeuge mit Hybridantrieb konnten zulegen. Marktführer bleibt VW vor Skoda und BMW.
Meistverkauftes Auto in Österreich war einmal mehr der Skoda Octavia, an zweiter Stelle liegt mit dem Model Y von Tesla ein Elektroauto, Rang drei geht an den VW Golf.
"Im letzten Jahr konnten die Lieferketten und somit auch die Produktionen wieder stabilisiert werden. Das führte zum Abbau der Aufträge aus 2022 und zu einer Normalisierung der Lieferzeiten. Doch das Jahr 2023 war auch geprägt von einer extremen Teuerungswelle in allen Bereichen und insbesondere die hohen Energiepreise führten zu einer weiteren Verunsicherung der Bevölkerung. Das Ergebnis ist eine spürbare Kaufzurückhaltung sowohl im privaten Bereich als auch im Firmengeschäft", so Kerle. Dies würde vielleicht einige politische Akteure freuen, wäre aber für die angestrebte CO2-Reduktion im Straßenverkehr keine positive Nachricht, da es zu einer weiteren Veralterung des Fahrzeugbestandes und damit zu einer Verlangsamung der CO2-Reduktion komme.
Die Zukunft bei den Pkw sei jedenfalls zumindest in Europa elektrisch, die Unsicherheit speziell im Privatkundenbereich immer noch sehr hoch. Der Ausbau der Ladeinfrastruktur müsse weiter beschleunigt und die Ladetarife transparent und einfach werden.
Kerle sprach sich jedenfalls gegen weitere Belastungen aus und forderte eine Reform der Pendlerpauschale, keine weitere Erhöhung der Mineralölsteuer sowie eine Valorisierung des Kilometergeldes und der Luxustangente. Die individuelle motorisierte Mobilität müsse jedenfalls für alle Bürger leistbar bleiben.
Für 2024 bleibe die Gesamtsituation weiter herausfordernd, das 1. Halbjahr werde vom geordneten Abbau der Auftragsbestände dominiert, während das 2. Halbjahr insbesondere von Produktneuheiten und absatzbelebenden Maßnahmen geprägt sein werde. Man rechne auf Grund der schwierigen Rahmenbedingungen mit einem ähnlichen Geschäftsjahr wie 2023, schloss Kerle.
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