Wirtschaft

Stellantis: Fusion von Fiat Chrysler und PSA besiegelt

Weg frei für den neuen Autoriesen Stellantis: Die Aktionäre des französischen Peugeot-Herstellers PSA haben die Megafusion mit Fiat Chrysler (FCA) mit überwältigender Mehrheit gebilligt. "Wir sind bereit für diese Fusion", sagte PSA-Konzernchef Carlos Tavares am Montag bei einer außerordentlichen Hauptversammlung. Der 62-Jährige wird auch den künftig viertgrößten Autohersteller der Welt mit rund 400.000 Beschäftigten führen.

Der Termin für den Zusammenschluss mit dem italienisch-amerikanischen FCA-Konzern solle sehr bald mitgeteilt werden, sagte Tavares. Konkreter wurde er nicht. Bisher war davon die Rede gewesen, den milliardenschweren Deal bis Ende März abzuschließen. Der aus Portugal stammende Topmanager sagte, dass sich zwei gesunde Unternehmen zusammenschließen. "Das ist ein historischer Augenblick."

Wegen der Coronabeschränkungen in Frankreich gab es für die Anteilseigner von PSA keine Präsenzveranstaltung. Eine außerordentliche Hauptversammlung billigte drei Entschließungen für die Fusion mit jeweils über 99,8 Prozent. Eine vorgeschaltete Veranstaltung für Aktionäre mit besonderen Stimmrechten gab ebenfalls mit großer Mehrheit grünes Licht. PSA-Aktionäre bekommen laut Unternehmen für einen Anteil 1,742 Stellantis-Anteile. Das neue Unternehmen wird seinen offiziellen Sitz in den Niederlanden haben.

Nach der Zustimmung der Aktionäre des Opel-Mutterkonzerns PSA haben auch die Anteilseigner von Fiat Chrysler (FCA) die Fusion zum gemeinsamen Autokonzern "Stellantis" gebilligt. Mit fast einhundert Prozent Zustimmung machten die Aktionäre nach Unternehmensangaben am Montag den Weg frei für den Zusammenschluss der Autokonzerne. "Stellantis wird einer der weltweit führenden Fahrzeughersteller sein", sagte der FCA-Verwaltungsratsvorsitzende John Elkann. Noch wichtiger sei, dass ein Unternehmen mit der Größe, den Ressourcen, der Vielfalt und dem Know-how entstehe, "um erfolgreich die Möglichkeiten einer neuen Ära zu ergreifen".

"Stellantis" sei ein weiterer Schritt nach vorne, erklärte der 44-Jährige. Er steht an der Spitze der FCA-Gruppe und gehört der Unternehmerfamilie Agnelli an, die Fiat als Automobilbauer mit gründete und zu einer großen europäischen Automarke entwickelte.

Die EU-Wettbewerbshüter hatten der Autohochzeit "unter Gleichen" bereits im Dezember mit Auflagen zugestimmt. Der neue Verbund mit großen Standbeinen in Europa und in Nordamerika wird 14 Marken führen, darunter sind Opel, Peugeot, Citroen, Chrysler, Jeep, Alfa Romeo, Lancia, Abarth und Dodge. Die Marken sollen auch weiter Bestand haben.

Fiat Chrysler und PSA setzten vor der Corona-Krise zusammen rund 8,7 Millionen Fahrzeuge pro Jahr ab und hatten einen Umsatz von 170 Mrd. Euro. Nur noch Volkswagen, Toyota und der französisch-japanische Renault-Nissan-Verbund waren 2019 größer.

Restrukturierung

Tavares bestätigte frühere Aussagen, wonach es jährlich Synergien im Umfang von 5 Mrd. Euro geben soll. Vor dem Ausbruch der Coronakrise mit dramatischen Auswirkungen auf die Autobranche hatte er versichert, es sollten keine Werke geschlossen werden.

In seiner Rede lobte Tavares zwar die Zusammenarbeit mit den Sozialpartnern bei der Vorbereitung der Fusion, ging aber auf die Beschäftigung nicht im Detail ein. In französischen Medien hieß es, eine Restrukturierung des neuen Verbunds sei vor dem Hintergrund der Krise unvermeidlich. Allein in Frankreich waren nach Branchenangaben im vergangenen Jahr über 25 Prozent weniger Personenwagen neu zugelassen worden.

Tavares sagte, dass PSA und FCA gemeinsam besser aufgestellt seien. Die Branche ist mit einer Doppelbelastung aus Pandemiefolgen und Technikumbruch konfrontiert, eine große Herausforderung ist beispielsweise die E-Mobilität.

Designierter Verwaltungsratschef des neuen Konzerns ist John Elkann (44), Enkel des legendären Fiat-Patriarchen Giovanni "Gianni" Agnelli (1921-2003). Wie die Regionalzeitung "Le Parisien - Aujourd-hui en France" berichtete, wird die Familie Agnelli mit rund 14,4 Prozent im neuen Konzern vertreten sein. Es folgt demnach die Familie Peugeot mit 7,4 Prozent. Der französische Staat sei über eine Beteiligungsgesellschaft mit 6,1 Prozent im Boot. Etwa zwei Drittel der Anteile seien im Streubesitz.