Wirtschaft

Haselsteiner und die Philosophie des Verzichts

Der Bautycoon und Kunstmäzen Hans Peter Haselsteiner hat immer schon gerne polarisiert. Jetzt sorgt ein Interview mit dem deutschen Handelsblatt allerdings im Internet für viel Häme. Der Gründer des Baukonzerns Strabag und Förderer der Neos philosophierte über die Beweggründe seines großzügigen sozialen Engagements und über Wohlstand und Verzicht (der KURIER berichtete).

Neben Armen, die auf nichts verzichten könnten, seien die Menschen durchaus in der Lage und auch bereit, zu verzichten. Beispielsweise auf ein neues Auto. Würde ganz Europa ein Jahr lang kein Auto kaufen, „würde sich an unserer Lebensqualität nichts ändern“. Das würde Arbeitsplätze in der Autoindustrie kosten, aber nicht Lebensqualität. So wie es sich im Interview liest, eine ziemlich unorthodoxe Ansage für einen Großunternehmer. Der bisherige Verfechter einer Reichensteuer, der schon des Öfteren über einen Höchststeuersatz für Spitzeneinkommen von bis zu 90 Prozent philosophierte, outete sich im Interview obendrein als Gegner der Reichensteuer, „die halte ich für kontraproduktiv“.

Im Gespräch mit dem KURIER stellt Haselsteiner dann doch einiges klar. Das mit dem Verzicht auf neue Autos „war kein Vorschlag, sondern eine rein akademische Debatte über die Überfluss-Gesellschaft. Über die Frage, worauf die Menschen verzichten könnten, ohne ihre Lebensqualität einzuschränken“. Genauso könne man vorschlagen, dass sich die Leute ein Jahr lang „keine neuen Fetzen kaufen. Man würde es im Straßenbild nicht einmal bemerken“. Ausgenommen natürlich jene Menschen, die sich keine vollen Kleiderkästen leisten können.

Beim Stichwort Reichensteuer bleibt der Milliardär dabei, „dass die Reichen einen angemessenen Anteil an der Steuerlast zu tragen haben“. Allerdings erst dann, wenn die Politik alle Möglichkeiten ausgeschöpft habe, die Staatsausgaben zu senken. „Solange die politische Kaste weiterhin ihre Unwilligkeit zeigt und sinnlos Geld verschwendet, um wieder gewählt zu werden“, sei er gegen jeder Art von Steuererhöhung. Haselsteiner polarisiert eben gerne.

Führung für die ÖBIB

Langsam lichten sich die Nebel um die Kandidaten für die Führung der neuen Staatsholding ÖBIB. Die zwei wichtigsten Positionen sind die unabhängigen, ehrenamtlichen Experten, die neben den Staatssekretären Sonja Steßl, SPÖ und Harald Mahrer, ÖVP, im Nominierungskomitee sitzen und bei Stimmengleichheit entscheiden. Das Komitee sucht die Aufsichtsräte aus, die von der Staatsholding in OMV, Telekom und Post geschickt werden. VP-Finanzminister Hans Jörg Schelling garantiert, dass nur „die besten Köpfe“ infrage kommen. Der Kandidat der SPÖ darf zweifellos dazu gezählt werden – Günter Geyer, Ex-Generaldirektor der börsennotierten Vienna Insurance Group (VIG). Geyer hat die Versicherungsgruppe rund um die Wiener Städtische zum erfolgreichen Großkonzern ausgebaut, war im Unternehmen in Sachen Polit-Besetzungen immer unverdächtig und verfolgt keine Eigeninteressen. Er ist formal in Pension, lenkt die VIG aber als Vorstandsvorsitzender des „Wr.Städtische Wechselseitiger Versicherungsverein“, der 60 Prozent am VIG-Konzern hält.

Der ÖVP-Favorit steht noch nicht fest, im Gespräch ist unter anderem Nationalbank-Präsident Claus Raidl. Er war in den 1990er-Jahren selbst im Vorstand der Staatsholding und mutierte in den letzten Jahren zu einem der härtesten Kritiker. Neuer, dem Finanzminister unterstellter Geschäftsführer der ÖBIB dürfte Günter Leonhartsberger werden. Er steht als Prokurist derzeit in der zweiten Reihe der Staatsholding.