Wirtschaft

Handelsschluss: Was war los an den Börsen?

Es war ein eher garstiger Wochenausklang für die Börsen: Der Wiener Leitindex ATX beendete den Handel am Freitag mit einem deutlichen Minus von 2,01 Prozent bei 2339,86 Punkten. Im wichtigsten Handelssegment, dem prime market, zeigten sich am Ende der Sitzung nur sechs Titel mit höheren Kursen, aber gleich 33 mit tieferen und drei unverändert.

Zu den großen Verlierern zählten Titel mit Russland-Bezug. Analysten machen den stark gesunkenen Ölpreis dafür verantwortlich. Dieser setzt die russische Wirtschaft zusehends unter Druck - und damit all jene Unternehmen, die ein großes Russland-Engagement aufweisen. Wie etwa die Raiffeisen-Aktien, die 3,66 Prozent auf 13,56 Euro verloren. Oder die Immofinanz, die gleich um 4,10 Prozent verloren (auf 2,129 Euro).

Das lässt natürlich Öltitel nicht kalt. Das Minus bei den Papieren der OMV fiel mit 3,93 Prozent deutlich aus (auf 25,18 Euro). Schoeller-Bleckmann (SBO) wurde mit -3,47 Prozent ähnlich deutlich abgestraft. Voestalpine büßte 3,22 Prozent auf 27,65 Euro ein.

Im grünen Bereich lagen in Wien nur die Lenzing AG (+1,00 Prozent) sowie Zumtobel (+0,04 Prozent). Der Vorarlberger Leuchtenkonzern hatte bereits an den beiden vorangegangen Handelstagen im Spitzenfeld geschlossen - am Mittwoch sogar mit einem Plus von über 7,8 Prozent! Vorangegangen waren gute Zahlen zum zweiten Quartal, die eine gekappte Gewinnprognose überlagerten.

Bene, baba
Beim Büromöbelhersteller Bene stehen die Zeichen auf Abschied: Der Handel ist ausgesetzt, die Aktie wird vom Kurszettel gestrichen. Nach dem Ausschluss der Minderheitsaktionäre gibt es keinen Streubesitz mehr, womit die Zulassungsvoraussetzungen für den Handel nicht mehr gegeben sind (mehr dazu hier). Der schon länger geplante Squeeze-Out der Kleinanleger sorgt für gehörigen Wirbel: Der IVA-Interessenverband für Anleger hält den Zeitpunkt für unfair und hat deshalb beim Landesgericht St. Pölten (GZ 24 Cg 72/15h) eine Anfechtungsklage gegen die Bene AG eingebracht. Die gehört seit Juni 2015 zu 90 Prozent dem früheren Wirtschaftsminister Martin Bartenstein und Sanierer Erhard Grossnig.

Euro, Dollar und Co.

Das Verbrauchervertrauen hat sich in den USA im Dezember etwas weniger stark aufgehellt als erwartet. Das von der Universität Michigan erhobene Barometer stieg von 91,3 Punkten im Vormonat auf 91,8 Zähler. Am Markt hatte man aber einen noch stärkeren Anstieg auf 92,0 Einheiten erwartet.

Der Euro sprang nach der Veröffentlichung zwischenzeitlich bis auf 1,1031 Dollar hoch. In weiterer Folge gab er diese Gewinne aber teilweise wieder ab und hielt sich zuletzt knapp unterhalb der Marke von 1,10 Dollar.

Zuvor veröffentlichte US-Daten aus dem Einzelhandel und zu den Erzeugerpreisen beeinflussten den Euro-Dollar-Kurs nicht dauerhaft.

Der von Vielen - auch vom KURIER - erwartete Marsch des Euro-Dollar-Kurses in Richtung Parität, also zu einem Wechselkurs von 1:1, ist somit vorerst einmal gestoppt. Der Grund: Die Europäische Zentralbank (EZB) hat sich erstmals dem Hase-und-Igel-Spiel mit den Markterwartungen verweigert und ist hinter dem zurückgeblieben, was sich viele Beobachter an gelockerten Zügeln erwartet (oder erhofft) hätten. Das stärkt den Euro gegenüber Konkurrenzwährungen.

Historischer Zinsschritt

Was erwartet uns nächste Woche? Dann wird alles überschattet von der Zinssitzung der US-Notenbank Federal Reserve am Dienstag und Mittwoch. Erstmals nach fast zehn Jahren werden die Notenbanker den Leitzins um 25 Basispunkte auf eine Bandbreite von 0,25 bis 0,50 Prozent anheben, das gilt als fix. "Viel wichtiger für die Marktakteure wird sein, wie das FOMC (der Offenmarktausschuss, Anm.) den erwarteten Leitzinspfad im nächsten Jahr skizzieren wird", analysieren die Analysten von Raiffeisen.