Wirtschaft

Österreich verschuldet sich so billig wie nie

Markus Stix sollte von den heimischen Steuerzahlern mit Dankesbriefen überschüttet werden. Ihm als Chef der Bundesfinanzierungsagentur und seiner Mannschaft ist es zu verdanken, dass sich die Republik im Vorjahr so billig verschulden konnte wie noch nie in ihrer hundertjährigen Geschichte. Weniger Zinsen bedeuten, dass der Regierung mehr Geld für Wichtigeres übrig bleibt. Ein Überblick über die riesigen und die ganz kleinen Zahlen der heimischen Staatsschulden.

0,23

„Was hat eine 1-Euro-Münze mit der Bundesfinanzierung des Vorjahres tun?“, fragt Stix gut gelaunt. Die Münze misst 23 Millimeter im Durchmesser. Und die neuen Kredite, die Österreich 2018 aufgenommen hat, waren nur noch mit 0,23 Prozent verzinst (siehe Grafik unten). Im Jahr davor war es noch fast doppelt so viel.

2,23

Der gesamte Schuldenberg der Republik ist jetzt nur noch mit 2,23 Prozent verzinst. Wenn alte Staatsanleihen mit höheren Zinsen auslaufen, können sie jetzt viel billiger ersetzt werden. Die Konsequenz: Die Verzinsung der Gesamtschulden wird weiter sinken. „Im Jahr 2022 könnten es weniger als zwei Prozent sein“, sagt Stix. Zur Erinnerung: 1997 war eine Anleihe mit 30 Jahren Laufzeit und einem Kupon von 6,25 Prozent ausgegeben worden.

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Für so viele Milliarden wurden vor ziemlich genau einem Jahr heimische Staatsanleihen angeboten. Die Nachfrage war enorm, Investoren wollten diese Papiere für gleich 15,7 Milliarden Euro kaufen. Dieser Überhang war ein Rekord.

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Milliarden Euro haben sich die Steuerzahler seit dem Finanzkrisenjahr 2008 an Zinszahlungen für die Schulden des Bundes erspart – wenn man die Zinslast mit jener der Vorkrisenjahre vergleicht.

211,7

Milliarden Euro machten die heimischen Staatsschulden im Vorjahr aus, nach 211,2 Milliarden Euro im Jahr davor. Heuer wird der Schuldenberg allerdings schrumpfen, erwartet Stix. „Erstmals seit 1971 wird die absolute Schuld sinken.“

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Euro pro Kopf machte im Vorjahr der Zinsaufwand für die Finanzschulden des Bundes aus. Zum Vergleich: Im Jahr 2013 lag diese Belastung noch bei 836 Euro pro Kopf. Die Staatsverschuldung ist in diesen fünf Jahren zwar gestiegen, die Zinsen aber entsprechend gesunken.

Vorreiter

Bei der Oktober-Auktion von heimischen Staatsanleihen wurde erstmals die Blockchain eingesetzt (eine als revolutionär geltende Technologie, die man mit einer dezentralen Datenbank vergleichen könnte). „Österreich ist damit Vorreiter in Europa“, sagt Stix.

 

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Kurz nach dieser Auktion bekam er einen Anruf von seinem Vis-a-vis in Deutschland, dem Chef der dortigen Bundesfinanzierung. Der wiederum reagierte auf einen Anruf des Bundestagspräsidenten Wolfgang Schäuble, der wissen wollte: „Was machen die Ösis, was wir nicht können?“

Bei den Ratingagenturen Moody’s, S&P sowie Fitch hat Österreich die Bestnote AAA schon lange verloren. Bei Fitch besteht aber Hoffnung, dass es wieder die beste Bonitätsnote geben wird. Im Juli hatte die Agentur die heimische Kreditwürdigkeit zwar bei AA+ belassen, den Ausblick aber auf positiv gestellt. Die beiden anderen Agenturen wollen laut Stix erst sehen, ob die Regierung auch liefert – also die Staatsverschuldung bis 2022 Richtung 60 Prozent des BIP zu senken. Zum Jahreswechsel waren es 74,2 Prozent.

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