Wirtschaft

Gulliver’s reist in Insolvenz: Hoffen auf Übernahme

Gulliver’s steht am heimischen Tourismusmarkt für hohe Qualität und Luxusreisen. Die österreichweit 18 Filialen sind meist an Top-Standorten und vom Feinsten, ebenso die Hochglanz-Kataloge und der Internet-Auftritt. Die insgesamt rund 100 Mitarbeiter sind hervorragend qualifiziert. Doch im beinharten Preiswettbewerb um die Reisekundschaft kam die mittelständische Unternehmensgruppe der Tourismus-Profis Helmut und Carla Maurerbauer zuletzt nicht mehr mit.

Am Mittwoch beantragten vier Unternehmen der Firmengruppe mit Sitz in Himberg, NÖ, am Landesgericht Korneuburg die Eröffnung eines Konkursverfahrens. Die Presse hatte die Insolvenz am Dienstag angekündigt.

Betroffen sind laut Creditreform 74 Mitarbeiter und mehr als 430 Gläubiger. Die Passiva belaufen sich auf rund 31 Millionen Euro. Die Kreditschützer geben als Grund für die Turbulenzen die sehr schnelle und kostenintensive Expansion sowie Vorfinanzierungs-Erfordernisse an. Zuletzt wurde auch in den Spa-Bereich investiert.

Gulliver’s dürften die Kosten davongelaufen sein. Neben den aufwendig gestalteten Filialen soll die Gruppe den Mitarbeitern bessere Gehälter bezahlt haben als der Rest der Branche. Schließlich verkaufte man ja auch Reisen im Premium-Bereich. Die Oktober-Gehälter erhielt die Belegschaft bis dato allerdings noch nicht ausgezahlt.

Laut Creditreform gebe es bereits Kaufinteressenten. Fraglich ist, ob die gesamte Gruppe übernommen wird oder ob sich Mitbewerber einzelne, besonders attraktive Filialen herauspicken.

Kunden abgesichert

Derzeit werden keine neuen Buchungen entgegengenommen. Kunden, die bei Gulliver’s eine Pauschalreise gebucht haben, sind finanziell abgesichert. Die Reise-Veranstalter haben eine Beförderungspflicht. Tritt Gulliver’s selbst als Veranstalter auf, wird die gesetzliche Insolvenzversicherung schlagend. Die Kunden würden keinen Schaden nehmen, beteuerte Gulliver’s.

"Die Gruppe hat mit 18 Filialen eine schwierige Größe. Zu groß für einen kleinen Nischen-Anbieter und zu klein für einen Großen", analysiert ein Insider die Situation. Das Reisebüro-Geschäft ist zwar ein Gröscherl-Business und hohe Margen gehören längst der Vergangenheit an. Doch die Zahl der Reisebüros in Österreich steigt wieder und hält derzeit bei rund 2640, weiß Josef Peterleithner, Präsident des Reisebüroverbandes (ÖRV). Der Markt wird freilich dominiert von Großanbietern wie TUI und Ruefa.

Das Ehepaar Maurerbauer zählt zu den Pionieren der Branche. Bereits Ende der 90er-Jahre, lange vor dem internationalen Trend, zog Helmut Maurerbauer in der Dominikanischen Republik eine Villen-Anlage auf. Prominentester Mieter war damals der auf der Insel bei einem Autounfall verstorbene Popstar und Maurerbauer-Freund Falco.