Wirtschaft

Große Ängste vor den Golf-Airlines

23.600 Arbeitsplätze hängen in Österreich direkt an der Luftverkehrswirtschaft, indirekt mit allen Zulieferern sind es 72.700 Jobs. Die gesamte Wertschöpfung beläuft sich auf knapp vier Milliarden Euro – doppelt so viel wie vor zehn Jahren. Ein neuer Arbeitsplatz in der heimischen Luftfahrt schafft zwei weitere Jobs. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Industriewissenschaftlichen Instituts im Auftrag des Luftfahrtverbandes.

Die Interessensvertretung ist allerdings sehr skeptisch, ob die Branche weiterhin wachsen wird. Die Ängste, dass die aufstrebenden Airlines aus den Golfstaaten die gesamte europäische Luftfahrt überflügeln, sind groß. Die staatlichen Golf-Carrier profitieren enorm von den günstigen Rahmenbedingungen auf ihren Heimatflughäfen. Airlines, Flughäfen und Bodenabfertigung sind in staatlicher Hand, Nachtflugverbote kennt man nicht. Europas Carrier werfen ihren Konkurrenten vor, staatliche Subventionen zu erhalten. Diese dementieren heftig.

Nonstop-Flüge gefährdet?

Die Mega-Hubs im Nahen Osten saugen die Passagiere in Europa von Direkt- zu Umsteigeflügen ab. „In Österreich sind davon Nonstop-Strecken nach Indien, Thailand, China und Tokio betroffen“, wettert Verbandspräsident Mario Rehulka. Wertschöpfung und Arbeitsplätze europäischer Fluglinien und Flughäfen würden sich „dramatisch“ in die Golf-Region verschieben. Während Europas Airlines ihre Flotten nur noch bescheiden aufstocken, wollen Emirates, Qatar und Etihad die Zahl ihrer Flugzeuge verdoppeln. Die Passagiere allerdings freuen sich über den Wettbewerb, die arabische Konkurrenz punktet mit Qualität und günstigen Preisen.

Die US-Flugriesen American Airlines, Delta und United, die mehr als 80 Prozent des amerikanischen Marktes dominieren, wollen die unliebsame Golf-Konkurrenz ebenfalls einbremsen. Sie lobbyieren heftig gegen das liberale Open-Sky-Agreement zwischen den USA und den Emiraten.

In Österreich hat es die Luftfahrt nicht geschafft, der Regierung die Ticketsteuer auszureden. Was Noch-AUA-Chef Jaan Albrecht als sein „persönliches Versagen“ sieht. Die Abgabe, die es sonst nur noch in Deutschland gibt, wird als eklatanter Wettbewerbsnachteil kritisiert. Ein im Europa-Verkehr eingesetzter Airbus A-320 kostet im Jahr rund eine Million Euro Ticketsteuer, „das muss eine Airline erst einmal erwirtschaften“, rechnet Flughafen-Vorstand Julian Jäger vor.