Wirtschaft

Berater, Bergsteiger und Bio-Imker

Was kommt nach der großen Karriere? In der KURIER-Sommerserie sprechen wir mit einstigen Spitzenmanagern über ihr zweites Job-Leben.

Alle Inhalte anzeigen
Eigentlich wollte er nach seinemHypo-Job den Kilimandscharo, den höchsten Berg Afrikas (5895 m) besteigen, doch daraus wurde bisher (noch) nichts. Fast ein Jahr nach seinem vorzeitigen Rückzug vom Chefposten bei der notverstaatlichten Hypo Bank International ist der gebürtige Tiroler Gottwald Kranebitter zu seinen beruflichen Wurzeln zurückgekehrt. Er arbeitet wieder als Wirtschaftsprüfer und Unternehmensberater und hat einen dichten Terminkalender. Heute ist er 25-Prozent-Partner und Prokurist bei der Wiener Donau Wirtschaftsprüfung & SteuerberatungsgmbH.

Vor seiner Berufung in die Hypo war der studierte Betriebsinformatiker 23 Jahre lang Partner beim internationalen Wirtschaftsberatungsunternehmen KPMG in Wien. Dort wären ihm für eine Rückkehr die Türen weit offen gestanden.

"Ich habe mich aber entschieden, in eine kleine Wirtschaftsprüfungsorganisation zu gehen, obwohl mich viele Freundschaften mit der KPMG verbinden", sagt Kranebitter zum KURIER. "Ich kenne den Donau-Seniorpartner Peter Greifeneder seit Langem, und er hat mich eingeladen, bei ihm einzusteigen. Das hat einfach gut gepasst." Nachsatz: "Das Berggehen und Klettern habe ich nicht ganz aufgegeben, nur steht der Kilimandscharo derzeit nicht ganz oben auf meiner Prioritäten-Listen."

Blick zurück ohne Zorn

Wie schon bei der KPMG liegt auch heute Kranebitters beruflicher Schwerpunkt in der Beratung von Unternehmen: Bewertungen, Übernahmen und Fusionen. Informationen über Kunden lässt er sich nicht herauslocken. Verschwiegenheit gehöre zu seinem Geschäft, kontert er.

Zugleich ist der 50-Jährige auch Prokurist bei der Austrian Tax Advisory & Trustee Steuerberatung um den früheren Bank-Austria-Vorstand Franz Zwickl; und er ist Aufsichtsratschef der kleinen "Wiener Privatbank" um den Immobilieninvestor Günter Kerbler.

Alle Inhalte anzeigen
Über seine dreieinhalb Jahre im Chefsessel der notverstaatlichten Kärntner Hypo, die einer kräfteraubenden, endlosen Achterbahnfahrt glichen, will er nichts Schlechtes sagen. Obwohl die Politik unaufhaltsam in die Bank hineinregierte – es zumindest versuchte. "Ich habe den Job sehr gern gemacht", sagt Kranebitter fast euphorisch. Vieles war dabei auch für ihn, den Bankberater, Neuland: "Der Umgang mit einem politischen Eigentümer bedeutet einiges an Lernaufwand, wenn man das noch nicht kennt."

Die Konflikte mit Wolfgang Peschorn, dem streitbaren Chef der Finanzprokuratur, der Anwaltskanzlei der Republik, seien "mehr herbeigeschrieben worden als sie tatsächlich stattfanden". "Dass die verschiedenen Positionen nicht immer kompatibel sind, ergibt sich aus den verschiedenen Aufgaben", so der Ex-Banker.

Apropos Hypo: Die Bank hat ihn, wenn auch unfreiwillig, noch nicht ganz losgelassen. Denn: Es könnte noch ein rechtliches Nachspiel für Kranebitter geben: Im Mittelpunkt steht die Vergabe eines unbesicherten 25-Millionen-Euro-Kredites an den späteren Pleitekonzern Alpine Bau im September 2012. Kranebitter und zwei frühere Vorstandskollegen werden im Alpine-Ermittlungsverfahren als Verdächtige geführt. Indes fühlen sich Kranebitter & Co. von den früheren Alpine-Machern getäuscht. Die Bank zeigte die Alpine-Manager an.

Kranebitter ist in zweiter Ehe verheiratet. Über sein Privatleben gibt er wenig preis. "Ich baue mit meiner Frau eine kleine Bio-Imkerei im Großraum Wien auf", sagt der Finanzexperte. "Es ist großartig, sich mit Lebewesen zu beschäftigen, die ein so intelligentes Kollektiv bilden."