Goldpreis steigt und steigt - kein Ende in Sicht
Je unsicherer die Zeiten, desto höher der Goldpreis - kein Wunder also, dass der Kurs der Krisenwährung Gold gegenüber dem Euro heuer bereits um ein Fünftel gestiegen ist. Ein Ende der Gold-Rally ist vorerst nicht in Sicht, nach Ansicht einiger Analysten könnte mittelfristig auch die Marke von 3.000 Dollar pro Unze Gold geknackt werden.
Ein Ende der Gold-Rally ist vorerst nicht in Sicht, nach Ansicht einiger Analysten könnte mittelfristig auch die Marke von 3.000 Dollar pro Unze Gold geknackt werden.
"Der Bullenmarkt ist intakt", meint der durch seine Edelmetall-und Rohstoffanalysen bekannte Goldexperte Ronald Stöferle.
Zuletzt haben die Spannungen im Nahen Osten und der iranische Angriff auf Israel den Goldpreis neue Höhen erklimmen lassen. Auch die erwarteten Zinssenkungen der US-Notenbank Fed und der Europäischen Zentralbank lassen Gold attraktiver erscheinen. Sinkende Zinssätze machen Gold im Vergleich mit festverzinslichen Anlagen wie Anleihen zunehmend interessant.
Flucht in Sachwerte
Aber nicht nur der Goldpreis sei gestiegen, sondern auch die Preise von Öl und Kupfer, und auch die Aktienmärkte hätten zugelegt, sagte Stöferle zur APA. Es gebe derzeit eine Flucht in Sachwerte. "Es fließt sehr viel Kapital aufgrund der hartnäckig hohen Inflationsraten aus der mit Abstand größten und wichtigsten Assetklasse, nämlich dem Anleihenmarkt."
"Auch Silber ist mit dem Rückenwind von Gold ganz gut gelaufen, da sind wir aber nach wie vor deutlich unter den Allzeithochs, inflationsbereinigt sowieso", sieht Stöferle noch eine gute Einstiegsgelegenheit für Investoren. "Auch die Minen-Aktien sind jetzt langsam wieder angesprungen."
Gestützt werde der Goldpreis auch durch die hohe Nachfrage von Notenbanken. "Die haben ein bisschen einen Boden eingezogen unterm Goldpreis und sind natürlich auch nicht wahnsinnig preissensitiv." 2022 habe die Notenbank-Nachfrage nach Gold ein Allzeit-Hoch erreicht, 2023 sei sie nur geringfügig darunter gelegen. "Auch 2024 schaut es so aus, als würden sie wieder über 1.000 Tonnen kaufen. Das sind in erster Linie Notenbanken aus den Emerging Markets, allen voran natürlich China." Dort sorge außerdem der bröckelnde Immobilienmarkt dafür, dass sich die Anleger nach Alternativen umsehen. "Der chinesische Aktienmarkt ist nicht wirklich gut gelaufen, die Sparbuchzinsen sind gesunken - da ist der Goldmarkt naheliegend. Die Käufe haben unglaublich Dimensionen erreicht, und das kann auch noch munter so weitergehen, denn die chinesischen Sparvolumen sind enorm hoch."
Auch Indien zeige sich bisher wenig preissensitiv - allerdings werde dort jetzt gewählt, und historisch gesehen habe die Goldnachfrage während der mehrwöchigen Walen immer nachgelassen. "China und Indien sind für mehr als die Hälfte der physischen Nachfrage verantwortlich, die Emerging Markets generell für mehr als 75 Prozent", erklärte Stöferle. "Der Goldpreis wird sicherlich nicht mehr in der westlichen Welt gemacht, sondern in den Schwellenländern."
Weiteren Auftrieb könnte der Goldpreis bekommen, wenn auch westliche Finanzinvestoren mehr auf den Zug aufspringen, meint Stöferle. "Die Investorennachfrage, das erkennt man an den ETFs (Exchange-Traded Funds, Anm.), ist nach wie vor relativ gering."
Kurzfristig könnte es kleinere Korrekturen nach unten geben. "Generell könnte ich mir auf Sicht der nächsten Wochen durchaus vorstellen, dass es ein bisschen Durchschnaufen gibt. Man darf nicht vergessen, dass der Goldpreis seit Jahresbeginn schon extrem stark gestiegen ist. Auf Eurobasis hat es ein Plus von 20 Prozent gegeben, auf Dollarbasis 15 Prozent, im japanischen Yen 26 Prozent, auch in der eigentlich harten Währung Schweizer Franken 25 Prozent."
Grundsätzlich sei aber der Bullenmarkt intakt, meint Stöferle, dessen Anlage- und Vermögensverwaltungsgesellschaft Incrementum AG mit Sitz in Liechtenstein am 17. Mai ihren nächsten "In Gold We Trust"-Report publiziert.