Gold verliert durch höhere Gewinne bei Aktien an Glanz
Auch wenn Donald Trump mit seinen Tweets und Beschlüssen fast täglich Politik und Wirtschaft rund um den Globus beunruhigt und manchmal auch erschüttert: Eine veritable Finanzkrise hat er noch nicht ausgelöst. Und so konnte Gold seine traditionelle Rolle als Krisenwährung Nummer eins unter seiner Präsidentschaft bis dato nicht ausspielen. Das zeigt sich bei Nachfrage und Preis: Im ersten Halbjahr fiel die Nachfrage auf den tiefsten Stand seit der Finanzkrise 2009. Und der Preis rutschte am Freitag im laufenden Handel in Dollar gerechnet auf den tiefsten Stand seit einem Jahr. In Euro war dies bereits Mitte Juli der Fall. Heuer hat das Edelmetall in Euro schon rund drei Prozent an Wert eingebüßt, in Dollar waren es sieben Prozent.
„Es gibt ziemlichen Gegenwind für den Goldpreis, die Stimmung ist extrem negativ“, sagt Goldexperte Ronald Stöferle von der Anlagegesellschaft Incrementum. Ausgerechnet die US-Politik trage wesentlich dazu bei. Denn durch den Handelskrieg mit China werte die Regierung in Peking die Landeswährung Renmimbi ab (seit Jahresbeginn um neun Prozent), um die Amerikaner in die Schranken zu weisen. Die Kaufkraft der Chinesen sinke dadurch, was sich auf die Nachfrage bei Rohstoffen negativ auswirke.
Hinzu komme, dass durch den gegenüber anderen Währungen stärker werdenden Dollar infolge von Zinserhöhungen (Analysten erwarten noch weitere seitens der US-Notenbank) das in Dollar gehandelte Gold außerhalb der USA teurer werde. Anleger würden sich, so Stöferle, lieber anderen Assets, allen voran Aktien, zuwenden. Diese profitieren weiterhin von der guten Konjunktur und werfen im Gegensatz zu Gold auch oft Erträge in Form von Dividenden ab.
Spekulanten
Zusätzlich gedrückt wird der Preis durch die aktuell hohe Produktion, die laut dem World Gold Council in London beinahe auf Rekordhoch liegt. Verschärft werde die Situation durch Spekulanten, die auf einen fallenden Kurs setzen. „Die spekulativen Anleger sind extrem pessimistisch“, heißt es seitens der Commerzbank. Alles in allem „kein Umfeld für eine Hausse bei Gold“, so Stöferle.
Und dennoch sieht er in ferner Zukunft Licht am Horizont. „Wenn die Notenbanken verstärkt den Märkten Liquidität entziehen, wird das für die Aktienkurse Konsequenzen haben.“ Verwerfungen seien dann nur noch eine Frage der Zeit. Und dann werde es für Gold wieder besser aussehen. „Dann sollte man aber schon Gold im Portfolio haben.“ Für den langfristigen Aufbau einer Gold-Position sei das jetzige Kursniveau durchaus sehr attraktiv.
Ziemlich verhalten bleibt Carsten Menke vom Bankhaus Julius Bär. „Der Dollar ist noch einige Monate stark. So lange werden Nachfrage und Preis schwach bleiben.“