Wirtschaft

Gewinnspiel-Krimi: Top-Abzocker vor Gericht

Die Geschäfte von "Friedrich Müller", "Europas größtem Gewinnversender", waren jahrelang der Albtraum des Vereins für Konsumenteninformation (VKI) und anderer europäischer Verbraucherschützer. Hinter dem Gewinnspiel-Betreiber "Friedrich Müller", der per Massenaussendungen hohe Gewinne versprochen und dafür dubiose Gebühren kassiert haben soll, steckte ein Firmengeflecht des Wieners Gerhard Bruckberger. Ab Montag muss sich der 47-Jährige wegen schweren gewerbsmäßigen Betruges am Landesgericht Wien verantworten. Ihm drohen bis zu zehn Jahre Haft. Mutmaßlicher Schaden: zwei Millionen Euro. Dabei handelt es sich nur um eine Teilanklage zu vier Monaten Geschäftstätigkeit im Jahr 2008.

Vorwürfe bestritten

"Der Staatsanwalt behauptet darin, dass einzelne Gewinnspiele vorsätzlich manipuliert wurden", sagt Bruckbergers Verteidiger Herbert Eichenseder zum KURIER. "Mein Mandant bestreitet das." Doch der Ankläger hat laut Eichenseder zwei Ex-Angestellte als Zeugen an der Hand, die seinen Mandanten belasten. Laut Staatsanwalt sollen die Kunden durch die Manipulationen "keine Chance auf einen Gewinn" bei sogenannten Mio-Gewinnspielen gehabt haben, aber bis zu 100 Euro Bearbeitungsgebühr bezahlt haben.

Das große Hauptverfahren gegen Bruckberger, das auch Hunderte Strafanzeigen deutscher und Schweizer Behörden umfasst, ist noch offen. "Er war der führende Abzocker mit irreführenden Gewinnzusagen, wegen ihm wurde sogar das Konsumentenschutzgesetz verschärft", sagt VKI-Jurist Peter Kolba. Die Masche war so simpel wie lukrativ:

Laut Aktenlage wurde vor allem älteren Bürgern in Gewinn-Briefen mitgeteilt, "sichere Gewinner hoher Geldbeträge" zu sein. Zugleich wurden sie aufgefordert, diese geltend zu machen – kurzfristig und gegen Gebühren. Die Tücken steckten im Kleingedruckten. Die Gewinne blieben vielfach aus oder entpuppten sich als minderwertige Warengutscheine. Laut Verteidiger soll Bruckberger weltweit zehn Millionen Kunden gehabt haben. Im April 2011 stellte er seine Geschäfte ein.