Was passiert, wenn der Mais in der Ukraine ausfällt, oder das Bier in Belgien?
Wenn in der Ukraine die Maisernte ausfällt, gehen Schockwellen durch die weltweite Nahrungsmittelproduktion. Es fehlt dann nicht nur in unterschiedlichen Weltregionen der Mais, sondern auch die Geflügelproduktion, die Schweinemast und manche Süßstoffindustrien sind betroffen.
Wie und wo genau sich der Ausfall auswirkt, das untersucht ein neues Modell des Complexity Science Hub (CSH) Wien.
Wie ein Mais-Ausfall in der Ukraine Auswirkungen auf Alkohol in Österreich hat
Während üblicherweise nur untersucht werden kann, wo das konkrete Produkt nun fehlt, haben die Komplexitätsforscher ein Modell entwickelt, das etwa Mais oder Weizen als Vorprodukt für verarbeitete Nahrungsmittel bzw. als Tierfutter sieht. Auswirkungen auf 125 Lebensmittel in 192 Ländern können so wechselseitig sichtbar gemacht werden.
Wenn beispielsweise die Maisproduktion in der Ukraine ausfällt, sind in Österreich 28 Nahrungsmittel betroffen. Allen voran Mais, aber indirekt dann auch Alkohol und Süßstoffe bzw. Geflügel, Schweinefleisch bis hin zu Hasenfleisch.
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Was passieren würde, wenn in Spanien die Tomaten ausgehen
Das Modell erlaubt auch nachzuschauen, was passieren würde, wenn die Tomatenproduktion in Spanien ausfällt. Dann gäbe es in Österreich einen Ausfall von gut acht Prozent der rohen und verarbeiteten Tomaten - und minimale Rückgänge bei einem halben Dutzend anderer Lebensmittel. In Großbritannien würde hingegen ein Fünftel der Tomatenprodukte vom Markt verschwinden.
Anlass für Forschung war der Krieg in der Ukraine
Einer der Anlässe für die Erstellung des Modells, das von Moritz Laber, Peter Klimek, Liuhuaying Yang, Stefan Thurner (alle CSH) und Martin Bruckner vom Institut für Ecological Economies an der Wirtschaftsuniversität Wien erstellt wurde, ist die kriegsbedingte Beeinträchtigung der ukrainischen Landwirtschaft. Würde etwa die Sonnenblumenproduktion des Landes ausfallen, würden in Südasien zwei Drittel des Sonnenblumenöls fehlen, in Ostasien und Nordafrika die Hälfte. In Nordeuropa wäre ein starkes Drittel des Sonnenblumenöls nicht mehr verfügbar, in Westeuropa hingegen nur zehn Prozent.
Was das Bier in Belgien mit Frankreich zu tun hat
Die wechselseitigen Abhängigkeiten des Modells gehen aber auch in weniger ernste Bereiche: Würde Belgien kein Bier mehr brauen, würden in Frankreich 10 Prozent des Biers ausbleiben, wenn Deutschland aufhört, verlieren die Italiener 13 Prozent ihres Gerstensafts - und in Afghanistan würde die Hälfte des Biermarktes einbrechen.
Für alle, die selber ausprobieren wollen, ist das Modell zugänglich: https://vis.csh.ac.at/food-supply-shocks/