Wirtschaft

Monsanto zieht Gentechnik-Anträge in EU zurück

Monsanto, der größte Saatguthersteller der Welt, zieht sieben Anträge für den Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen in der EU zurück. Das kommt nicht ganz überraschend. Bereits im Mai hatte ein Konzernsprecher angekündigt, dass Monsanto seine Lobbyingaktivitäten in Europa aufgeben wird. Als Ursache für den Rückzieher nennt der US-Konzern ökonomische Gründe. Es gebe derzeit keine kommerzielle Perspektive für den Verkauf. Betroffen sind neue Maissorten, Sojabohnen und Rübensorten.

Umweltverbände feiern die Kapitulation Monsantos in Europa als Sieg. Ausgenommen ist allerdings die Maissorte MON 810, die in Spanien angebaut wird. Ob die Behörden für die Erneuerung der Anbaugenehmigung grünes Licht geben, ist derzeit offen. Greenpeace hofft, dass dem US-Agrarkonzern auch hier ein Strich durch die Rechnung gemacht wird. „Die anhaltende Zurückhaltung durch Bauern, Verbraucher und Regierungen wird Monsanto am Ende dazu bringen, auch seinen MON 810-Mais zurückzuziehen“, so ein Sprecher.

Bereits in den 1990er-Jahren wurde die Gentech-Maissorte MON 810 für den Anbau in Europa zugelassen. Dieser Antrag muss nun erneuert werden. Monsanto hat diese Sorte vom Antragsverzicht ausgenommen. Österreich und einige andere EU-Staaten haben längst ein nationales Anbauverbot für gentechnisch verändertes Saatgut verhängt.

Trotzdem Expansion

Doch so leicht will Monsanto nicht aufgeben: In andere Bereiche in der Region soll massiv investiert werden. Das ohnehin ungleich größere Geschäft mit konventionell produzierten Saaten solle weiter gestärkt werden, hieß es seitens des Konzerns am Donnerstag. "Wir investieren in das Geschäft wie seit mehr als 15 Jahren nicht mehr", so Europa-Chef Jose Manuel Madero zu Reuters.

Bereits jetzt pumpe Monsanto 300 Millionen Dollar (228,38 Mio. Euro) in schon existierende Produktionsstätten in Frankreich, Rumänien, Ungarn und der Türkei. In den kommenden fünf Jahren sollten es mehrere hundert Millionen Dollar mehr werden. In der Ukraine solle so die größte europäische Monsanto-Fabrik entstehen.

Lieblingsfeind

Monsanto gilt als Lieblingsfeind der Gentechnik-Gegner. Sie fürchten, dass das gentechnisch veränderte Getreide die Gesundheit schädigt. Auch bei den Bauern wächst der Widerstand, gegen das relativ simple Geschäftskonzept von Monsanto: Der Konzern züchtet Pflanzensorten, die besonders ertragreich sind, leicht zu ernten und unempfindlich gegen Unkrautvernichter, die Monsanto gleich mitliefert. Bauern setzten damit auf einen hohen Ertrag, ärgern sich aber, dass sie in ein Abhängigkeitsverhältnis kommen. Der Konzern verbietet ihnen nämlich, die patentrechtlich geschützten Sorten nachzuzüchten – sie müssen bei Monsanto nachgekauft werden. Ein gutes Geschäft: Von März bis Mai verdiente der Konzern umgerechnet 700 Millionen Euro.

Bilder: Monsanto - Saat-Gut oder Böse?

Alle Inhalte anzeigen