Wirtschaft

Gas-Fracking: Deutschland bricht den Bann

Unter strengen Auflagen soll in Deutschland das Gas-Fracking zugelassen werden, heißt es im Gesetzesentwurf, der am Donnerstag bekannt wurde. Zu Wochenbeginn hörten sich die Worte der deutschen Umweltministerin Barbara Hendricks noch anders an. "Wir halten am Fracking-Verbot fest", betonte sie am Montag. Das neue Gesetz sei notwendig, weil es in Deutschland bisher keine einheitliche Regelung für die umstrittene Bohrung nach Schiefergas gebe, sagt sie jetzt. Daher soll "unter oberster Priorität des Schutzes von Umwelt und Trinkwasser" Fracking bis 2021 ausschließlich zu Forschungszwecken" erlaubt werden.

In Österreich ist dies theoretisch schon möglich. Allerdings müssen Unternehmen, die Fracking-Probebohrungen durchführen wollen, eine Umweltverträglichkeitsprüfung bestehen. Die Chance, dass diese positiv ausgeht, ist minimal. Denn Proteste von Bürgern (mehr dazu hier), die eine Verseuchung des Trinkwassers und Schädigung der Böden durch Chemikalien befürchten, werden die Test-Versuche wohl verhindern. Die OMV will das Thema Fracking daher offizielle gar nicht angreifen. Im Weinviertel, wo der heimische Öl- und Gaskonzern 2012 erste Fracking-Tests starten wollte, scheiterte er am Widerstand der Anrainer.

Proteste

Für heftigen Aufruhr sorgten aber auch Fracking-Tests in anderen Ländern Europas. In Rumänien hat der US-Konzern Chevron versucht, Schiefergas zu fördern und zog nach scharfen Angriffen der Bevölkerung wieder ab. Auch in Polen, wo große Vorkommen vermutet werden, verlaufen Tests alles andere als reibungslos.

Sollte es allerdings gelingen, eine wirklich umweltschonende Fördermethode zu finden, könnte sich das ändern. Wie berichtet, hat Herbert Hofstätter von der Montanuniversität in Leoben ein "Clean Fracking" im Laborversuch bereits fertig.

Für ihn könnte die Lockerung des Fracking-Verbots in Deutschland eine große Chance sein. Er könnte dann sein Forschungsergebnis in der Realität testen.

Die Fracking-Methode selbst ist übrigens gar nicht neu. In der Ölförderung wird die Sprengung von Gestein mittels Wasserdruck und Chemikalien seit mehr als 50 Jahren eingesetzt.

Versuchen Sie einmal in Österreich das Wort "Fracking" in den Mund zu nehmen: Ein mittlerer Shitstorm ist Ihnen gewiss. An der Montan-Uni Leoben (übrigens eine heimische Vorzeige-Uni) arbeitet man an einer umweltverträglichen Methode, das im Gestein gebundene Gas herauszuholen. Aber die Horrorbilder eines US-Films (brennender Wasserhahn!) haben sich in den Köpfen festgesetzt und machen rationale Debatten über Vor- und Nachteile dieser Methode unmöglich. Österreich und Deutschland wollen richtigerweise dennoch Versuche zulassen. Billige Energie wäre ein riesiger Standortvorteil, "grüne" Technologie ein Exportschlager. Man kann jedoch getrost davon ausgehen, dass das von protestierenden Bürgerinitiativen und NGOs rechtzeitig verhindert wird.

Schließlich wäre das so wie Gen-Mais anzupflanzen. Längst könnte dieses Verbot überdacht werden, immerhin hat seit 25 Jahren keine einzige Studie eine Gesundheitsgefahr nachgewiesen. Doch die Denkverbotsfabrikanten sind mehrheitsfähig, natürlich auch in der Politik. Höheres Pensionsantrittsalter? Ein Tabu, weil man damit Wahlen verliert. Wohlhabende ins Land locken (oder wenigstens halten), damit wir ihre Steuern abschöpfen können? Politisch unerwünscht. Freihandelszonen? Da spielen wir lieber Provinz.

Doch während wir über (noch mehr) Umverteilung und (weitere) Ökologisierung reden, ziehen vitalere Gesellschaften an uns vorbei. Heute, Freitag, gibt es in Wien übrigens zahlreiche Demos: gegen das Freihandelsabkommen TTIP; für höhere Löhne und niedrigere Mieten; gegen den 12-Stunden-Tag. Eine für mehr Leistungsdenken ist nicht dabei. Die Demonstranten würden wohl mit Tomaten beworfen. Gentechnikfreien natürlich.

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