Wirtschaft

Führender Wirecard-Manager aus Dubai in München verhaftet

Im Milliarden-Bilanzskandal beim Zahlungsdienstleister Wirecard hat sich nach dem früheren Konzernchef Markus Braun ein weiterer zentraler Beschuldigter den deutschen Strafverfolgern gestellt. Der Chef einer Wirecard-Tochter aus Dubai sei nach München gekommen und dort verhaftet worden, teilte die Staatsanwaltschaft in der bayerischen Landeshauptstadt am Montag mit.

Ihm würden besonders schwerer gemeinschaftlicher Betrug sowie Beihilfe zu anderen Straftaten vorgeworfen. Schwerer Betrug kann mit zehn Jahren Gefängnis bestraft werden.

Der Mann arbeitete nach Angaben der Staatsanwaltschaft bisher als Leiter der Wirecard-Tochter Cardsystems Middle East. Die Konzerntochter in den Vereinigten Arabischen Emiraten spielte eine wichtige Rolle im Asiengeschäft des pleitegegangenen Konzerns. Die Strafverfolger befürchteten, dass der Manager Beweismittel beiseiteschaffen oder Zeugen beeinflussen könnte. In Asien vermisst Wirecard einen Betrag von 1,9 Mrd. Euro in seiner Bilanz und hat die Vermutung geäußert, dass das in der Bilanz verbuchte Geld wahrscheinlich gar nicht existiert.

Die Staatsanwaltschaft München ermittelt gegen eine Reihe gegenwärtiger und früherer Spitzenmanager von Wirecard wegen Marktmanipulation, Bilanzfälschung, Betrug und Untreue. Der Österreicher Braun hatte sich nach seinem Rücktritt als Vorstandschef der Justiz in München gestellt. Wegen Fluchtgefahr wollte ihn die Staatsanwaltschaft in Untersuchungshaft behalten. Ein Gericht entschied jedoch, dass Braun gegen eine Kaution von fünf Mio. Euro wieder auf freien Fuß durfte.

Anders als bei Braun ordnete das Amtsgericht München bei dem nun festgenommenen Manager aus Dubai eine Fortdauer der Untersuchungshaft an. Der frühere Vorstand Jan Marsalek, ebenfalls ein Österreich, der als Brauns rechte Hand bei Wirecard für das Tagesgeschäft zuständig war, setzte sich hingegen ab. Er hatte der Staatsanwaltschaft zwar nach Angaben von Insidern über seinen Münchner Rechtsanwalt zunächst ausrichten lassen, er werde sich ebenfalls stellen, tauchte dann aber unter. Marsalek war nach dem Auffliegen des Skandals fristlos entlassen worden.

Marsalek wurde zunächst auf den Philippinen und in China vermutet. Zuletzt jedoch teilte der Justizminister des Landes mit, entsprechende Ein- und Ausreisedaten von Marsalek seien gefälscht worden.