Weinernte 2020: Frucht-Bomben aus Österreich
Die gute Nachricht für die Weintrinker: Laut dem Präsidenten des Weinbauverbandes, Johannes Schmuckenschlager, ist 2020 ein „klassisches Weinjahr“ mit „fruchtigen, süffigen Weinen“ und echten „Fruchtbomben“. Er freut sich über die „stabile, gesunde Säurestruktur“.
Dass die Erntemenge mit etwa 2,3 Millionen Hektoliter etwas unter dem Durchschnitt der vergangenen Jahre mit 2,5 Millionen Hektoliter liegen wird, ist kein Nachteil. Man habe genug Wein „um alle Segmente bedienen zu können“, freut sich Schmuckenschlager.
Wenn die Erntemenge sehr gering ist, dann besteht die Gefahr, dass die österreichische Weinwirtschaft Marktanteile verliert, die nicht so leicht wieder zurückgewonnen werden können. Gibt es eine Rekordernte, dann ist es schwierig den Wein zu einem vernünftigen Preis zu verkaufen.
Corona-Krise
Angesichts der Corona-Krise ist eine etwas geringere Ernte durchaus von Vorteil. Zumal die Weinkeller wegen der überdurchschnittlichen Erntemenge im Jahr 2018 ohnehin sehr gut gefüllt waren. Der Ausfall der Gastronomie und von Eventveranstaltungen hat die Winzer getroffen. Probleme gibt es natürlich auch im Export, vor allem wenn die Gastronomie beliefert wurde. Auch im Ausland waren die Lokale für einige Zeit geschlossen.
Dafür hat der Verkauf im Lebensmitteleinzelhandel in Österreich um 17 Prozent zugelegt. Diese „massive Marktentlastung“ ist nicht selbstverständlich, betont der Präsident des Weinbauverbandes. Denn in der EU ist der „Weinmarkt sehr angespannt“. Vor allem, weil bei großen Produzenten in Spanien und Italien die Produktionskosten unter den Kosten für die Weinherstellung in Österreich liegen. Sie versuchen ihre Weinbestände verstärkt in der EU zu verkaufen.
Hierzulande haben die Konsumenten durchaus ihre Zuneigung zu Wein aus Österreich entdeckt. Sogar im Rotwein-Einstiegssegment des Lebensmitteleinzelhandels haben österreichischen Winzer zugelegt.
Massive Konkurrenz
Und das trotz massiver Konkurrenz aus dem Ausland. Die Marketing-Aktionen der Weinwirtschaft waren offenbar erfolgreich.
Problem gibt es nach wie vor mit den Preisen auf dem freien Traubenmarkt. Das sind jene Winzer, die keine Verträge über den Verkauf ihrer Trauben nach der Ernte abgeschlossenen und auch keiner Winzergenossenschaft angehören.
Bei einem Traubenpreis von unter 50 Cent für das Kilo „können die Winzer nicht kostendeckend arbeiten“, lautet die Botschaft von Schmuckenschlager an die Einkäufer für die Handelsmarken.
In der Vergangenheit war der Traubenpreis am freien Markt nur mehr bei 30 Cent pro Kilo. Für Trauben aus Spitzenlagen bekommen die Winzer von den Genossenschaften ein vielfaches davon. Allerdings gibt es dann auch sehr strenge Vorgaben für die Arbeit im Weinberg.
Die Weinlese wird heuer in den meisten Weinanbaugebieten Mitte September beginnen, also etwas später als 2019. „Die physiologische Reife ist nicht so ausgeprägt wie im Vorjahr“, erklärt Schmuckenschlager die Terminverschiebung. 2019 gilt als Spitzenjahrgang. Die Weine können lange gelagert werden.
Auch der heurige Jahrgang wird vom Weinbau-Präsidenten als lagerfähig eingestuft. Das ist ein Vorteil in Zeiten der Absatzrückgänge in der Gastronomie.