Wirtschaft

Friseur, Putzerei oder auch Kosmetik: Frauen zahlen drauf

"Waschen, Schneiden, Trocknen“ – die Studienautoren des IHS haben nachgefragt, was dieses Standardprogramm bei 452 Friseur-Salons in Österreich kostet. Das Ergebnis der „Gender-Pricing“-Studie im Auftrag der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst (GÖD) ist aus Frauensicht eher frustrierend: Damen zahlen um durchschnittlich elf Euro mehr als Männer. Anderes formuliert berappen sie 39 Euro und somit das 1,4-Fache von Männern.

Nur zwölf Prozent der Friseure verrechnen Männern und Frauen den gleichen Preis, darunter Ketten wie Bundy Bundy oder Klipp. Wer in einem der anderen Salons als Frau einen Schnitt zum Herrentarif haben möchte, wird meist scheitern. Die Studienautoren haben nachgefragt warum – und teils interessante Antworten erhalten: Ein Branchenvertreter beteuerte, dass die Preisunterschiede historisch gewachsen seien. „Sie kommen daher, dass früher, als Frauen nicht berufstätig waren, die Männer die Haarschnitte der ganzen Familie bezahlt haben, und damit es nicht zu viel wird, wurde sein Haarschnitt günstiger gemacht“, wird er in der Studie zitiert. Einer seiner Kollegen argumentierte dagegen, dass er bei Frauen „das Feminine beibehalten muss“. Das dauere länger und sei dementsprechend teurer.

„Es geht oft nur um ein paar Euro, aber die Preisunterschiede spiegeln die gesellschaftlichen Geschlechterrollen wider“, sagt Studienautorin Karin Schönpflug. Man würde aber auch sehen, dass Frauen in Sachen Körperkult stärker unter Druck stehen als Männer. Dem stimmen auch Vertreter der Kosmetikindustrie hinter vorgehaltener Hand zu. Männer würden sich nicht lange mit Inhaltsstoffen auseinandersetzen, sondern gern zu den immer gleichen Kombiprodukten greifen, am besten gleich im Doppelpack.

Teure Rasierer für Männer

„Auf den ersten Blick mag es scheinen, dass Männer oder Frauen für vermeintlich gleiche Produkte unterschiedliche Preise bezahlen“, sagt auch Stefan Kukacka, Sprecher von „Kosmetik transparent“, einer Informationsplattform der Markenkosmetik-Hersteller. Haut- und Körperpflegeprodukte für Frauen seien aber oft „mit anderen Rezepturen und Inhaltsstoffen ausgestattet als Männerkosmetik“, argumentiert er. Dahinter stecke eine andere, „zumeist aufwendigere Forschung und Entwicklung, verbunden mit einem erhöhten Erklärbedarf in der Werbung. In Summe führt das zu einer anderen Preisgestaltung des Produktes.“

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In der Putzerei kommen die Herren dagegen deutlich billiger weg. 62 Prozent der Textilreiniger geben an, eine Bluse unter keinen Umständen zu Hemdpreisen zu reinigen. Frauen bezahlen mehr als das Doppelte, hat das IHS errechnet.

Aus Sicht des Branchensprechers Walter Imp ist der Aufschlag gerechtfertigt. „In der professionellen Reinigung werden Herrenhemden oft maschinell gebügelt, was natürlich günstiger ist.“ Bei Damenblusen sei dagegen aufgrund der Stoffe und Schnitte oft ein – teures – händisches Nacharbeiten nötig.

Das zeigt auch die aktuelle Studie des IHS. Laut dieser werden Kosmetikartikel, die sich an die weibliche Zielgruppe richten, im Schnitt um neun Euro pro Packung teurer angeboten als Produkte, die Männer kaufen sollen. Den größten Ausreißer gab es bei Augenpflegecremes. Schönpflug: „Hier hat der teuerste 100-ml-Tegel für Männer 430 Euro gekostet, jener für Frauen 2700 Euro.“ Es gibt aber auch Artikel, für die Männer mehr zahlen: Rasierer und Rasierklingen kosten demnach pro Stück um durchschnittlich 3,7 Euro mehr.