Wirtschaft

So viele Selbstanzeigen wie noch nie

Die schärfere Gangart gegen Schwarzgeld macht sich bezahlt. Oder aber das Unrechtsbewusstsein unter Österreichs Steuerzahlern steigt: 2014 verzeichnete das Finanzministerium so viele Selbstanzeigen wie nie zuvor. Demnach haben 13.738 Personen zugegeben, ihre Abgaben unzulässig verkürzt zu haben, erfuhr der KURIER auf Anfrage.

Für 2013 lagen 12.939 Selbstanzeigen vor. Schon das war rekordträchtig und wurde somit noch einmal um 6 Prozent überboten. Die Endabrechnung könnte noch etwas höher ausfallen; Stand der Auswertung war Mitte Jänner. Zum Vergleich: 2012 waren überhaupt nur 6893 Selbstanzeigen eingegangen.

Der Grund für den dramatischen Anstieg in den beiden Vorjahren? "Es ist evident, dass das auf die Steuerabkommen mit der Schweiz und Liechtenstein zurückzuführen ist", heißt es aus dem Ministerium (siehe Grafik). Die Zahlen würden den Erfolg der Abkommen klar belegen.

Was auch den Vorwürfen Wind aus den Segeln nimmt, wonach die Abkommen Schlupflöcher für Hinterzieher offengelassen hätten, die kaum noch zu erwischen seien – der KURIER berichtete.

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Steuerexperten überrascht der Anzeigen-Boom nicht: "Das deckt sich mit unserer Wahrnehmung, dass die Steuerpflichtigen sensibler werden", sagt Alexander Lang von Deloitte. Eine Rolle hat auch die Verschärfung der Gesetze gespielt: Seit Oktober 2014 muss mit Geldbußen rechnen, wer erst im letzten Moment vor dem Auffliegen reinen Tisch macht. Wer nur scheibchenweise mit der Wahrheit herausrückt, muss überhaupt um die Straffreiheit bangen. Einige Österreich zogen vor der Gesetzesnovelle rasch die Reißleine.

Im Budget für 2014 waren daraus Mehreinnahmen von 150 Millionen Euro veranschlagt, in den Folgejahren werden jeweils rund 30 Millionen Euro erwartet. Ob das Geld tatsächlich geflossen ist, bleibt aber offen: Eigene Auswertungen gibt es dazu nicht.

Zumindest scheint die Sorge vom Tisch, die schärferen Gesetze würden Selbstanzeigen verhindern. "Das strengere Regime tut dem Instrument keinen Abbruch", beobachtet Lang. Er befürchtet aber, die Finanz könnte überlastet werden. Die Bearbeitung von Selbstanzeigen dauere oft mehrere Monate, in Einzelfällen länger als ein Jahr: "Viel zu lang aus Sicht der Steuerpflichtigen."

Die Überprüfung sei eben zeitaufwändig, heißt es aus dem Ministerium. Österreichs Finanzverwaltung gelte als vorbildlich; es würden laufend neue Mitarbeiter eingestellt – speziell in den Strafstellen der Finanzämter.