Fragen zum Zollstreit: Wen die US-Zölle wirklich treffen
Donald Trump befindet sich wieder einmal auf Eskalationskurs. Der US-Präsident hat neue Zölle auf chinesische Waren angekündigt, die bisher noch von US-Zöllen verschont geblieben waren. Trump kündigte zuerst Zölle in Höhe von zehn Prozent an, was einem Volumen von 272 Mrd. Euro, bzw. 300 Mrd. Dollar entsprechen würde. Danach setzte er noch höhere Zölle von 25 Prozent in Aussicht.
Ab September soll diese Regelung gelten, fast alle US-Importe aus der Volkrepublik China sind damit künftig mit höheren Abgaben belastet. Es stellt sich die Frage, wie sich diese Zölle auswirken und wer am Ende besonders draufzahlt.
Was sagt Trump?
Der US-Präsident hat mehrfach betont, China bis zum Zustandekommen eines Handelsabkommens "zu besteuern". Sich selbst hat er als "Zollmann" bezeichnet und immer wieder gesagt, China bezahle für die höheren Abgaben auf seine Exportgüter.
Steigen die Zolleinnahmen?
Verantwortlich für das Eintreiben der Zölle ist die Behörde U.S. Customs and Border Protection (CBP). Die Grenz- und Zollkontrolleure verlangen von den heimischen Importeuren in der Regel, dass sie binnen zehn Tagen die verzollten Lieferungen bezahlen. Im ersten Halbjahr dieses Jahres stiegen die Zolleinnahmen um 73 Prozent auf 33,9 Mrd. Dollar, wie aus Daten des US-Finanzministeriums hervorgeht. Trump sieht das - und das rasante Wirtschaftswachstum in den USA - als Bestätigung seines protektionistischen Kurses.
Treffen die Zölle nur US-Importeure?
Nein, auch chinesische Hersteller stemmen indirekt einen Teil der US-Zölle. Ihre amerikanischen Kunden könnten auf Waren aus anderen Ländern ausweichen, die nicht mit Strafzöllen belastet und damit günstiger sind. Viele chinesische Hersteller bieten ihren US-Importeuren deshalb an, einen Teil der Mehrbelastungen zu übernehmen, um Verträge nicht zu verlieren und Marktanteile zu halten. Die chinesischen Unternehmen stehen unter Druck. Trump zufolge veranlasst seine Zollpolitik außerdem Unternehmen dazu, ihre Produktion aus der Volksrepublik in andere Länder zu verlagern.
Wie gehen US-Importeure dagegen vor?
Sie haben verschiedene Strategien entwickelt, um die höhere Abgabenlast zu schultern. Die einen nehmen wegen des teurer gewordenen Einkaufs in China geringere Gewinnmargen in Kauf. Andere senken Kosten - etwa durch geringere Löhne und weniger Jobs für US-Arbeitnehmer. Auch werden höhere Kosten an die Kunden - ob Verbraucher oder andere Unternehmen - weitergereicht. Die meisten Importeure wenden einen Mix aus diesen Maßnahmen an, um die höheren Kosten für chinesische Waren zu verteilen.
Gibt es spürbare Preiserhöhungen?
Einige börsennotierte US-Unternehmen haben die gestiegenen Kosten in ihren Quartalsbilanzen ausgewiesen. Das Unternehmen Caterpillar gab an, dass seine Produktionskosten im abgelaufenen Quartal um 70 Mio. Dollar gestiegen sind. Der weltgrößte Hersteller von Baumaschinen rechnet im gesamten Geschäftsjahr mit höheren Zollkosten von 250 bis 350 Mio. Dollar und hat deshalb seine Preise erhöht. Der weltgrößte Einzelhändler Walmart und die Kaufhauskette Macy's warnen ebenfalls vor Preiserhöhungen wegen der höheren Zölle auf chinesische Produkte.
Eine vom US-Kongress in Auftrag gegebene Studie ergab im Februar, dass die Strafzölle auf alle Waschmaschinenimporte deren Geräte um zwölf Prozent zum Vorjahreszeitraum verteuert haben. Die Strafzölle auf Stahl- und Aluminiumprodukte trieben einer Untersuchung des Peterson Institute for International Economics zufolge die Stahlkosten um 5,6 Mrd. Dollar in die Höhe.
Die regionale Notenbank von New York, die Princeton University und die Columbia University kommen in ihrer Studie zu dem Schluss, dass US-Unternehmen und -Verbraucher monatlich etwa 3 Mrd. Dollar an zusätzlichen Kosten stemmen müssen wegen der Zölle auf chinesische Waren und Metallimporte aus der gesamten Welt. 2018 hätten heimische Unternehmen zudem Zusatzkosten von 1,4 Mrd. Dollar schultern müssen, da sie weniger effizient gewesen seien.
Wie viel müssen chinesische Unternehmen bezahlen?
China hat auf die US-Strafzölle mit Gegenmaßnahmen reagiert und Importe aus den Vereinigten Staaten verteuert. Die meisten Importeure in China sind Chinesen und nicht dort ansässige ausländische Unternehmen. Sie müssen für die höheren Kosten aufkommen und reagieren ähnlich wie die US-Unternehmen.
Wie lange geht Trumps Handelskrieg gut?
Wahrscheinlich ist, dass die Wettbewerbsfähigkeit der betroffenen Industrien auf Dauer sinken dürfte - auch in den USA. Importgüter werden teurer, was am Ende den Konsumenten trifft und das reale Einkommen reduziert. Die Erlöse aus Exporten werden für chinesische Unternehmen nachhaltig sinken. Damit dürfte sich gleichzeitig die Nachfragen nach Importgütern aus den USA reduzieren. Die Konjunktur in den USA befindet sich indes einerseits seit der Wirtschaftskrise 2008 in einem gewaltigen Aufschwung. Andererseits hat die US-Notenbank vor kurzem den Leitzins um empfindliche 0,25 Prozent (von 2,25 auf 2 Prozent) verringert, um die Hochkonjunktur am leben zu halten.
So wirklich scheinen Trumps Sanktionen aber noch nicht zu fruchten. Bisher weisen die Handelsstatistiken zwischen USA und China darauf hin, dass die USA unter stärkeren Einbußen leiden. Im Juni hatte China demnach einen Handelsüberschuss von etwa 30 Mrd. Dollar im bilateralen Handel mit den USA. Im ersten Halbjahr 2019 waren es insgesamt 133,7 Mrd. Dollar.
Trumps Handelskrieg ist ein Spiel mit dem Feuer - Ausgang ungewiss.