Wirtschaft

Fracking als Alternative

Subvention ist wie ein Medikament: Wenn man es zu lange nimmt, macht es krank.“ Michael Süß, Chef der Siemens-Energiesparte, hat viele anschauliche Vergleiche, um die schiefgelaufene Förderpolitik bei Erneuerbarer Energie zu geißeln. In Deutschland wurden für Ökostrom hohe Einspeisetarife auf 20 Jahre hinaus garantiert – ohne Obergrenze. Das hat zu einem gewaltigen Ausbau von Wind- und Solaranlagen geführt, deren schwankende Produktion die Belastungsfähigkeit der Stromnetze testet. Die Konsumenten klagen über hohe Ökostromabgaben. Dabei sei die Stromerzeugung via Fotovoltaik in Deutschland so effizient wie Ananas-Züchten in Alaska, sagte Süß bei einer Debatte am Forum Alpbach.

Chaos bei Atomausstieg

Der Ausstieg aus der Atomenergie in Deutschland sei „nach der Chaostheorie“ erfolgt, kritisierte Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner: „Wir steigen aus und schauen, was passiert.“ Die Deutschen müssten sich etwa fragen, ob sie Atomstrom-Importe aus Frankreich oder Tschechien akzeptieren wollen – in Österreich bereits ein heikles Thema.

Die Subventionen für Erneuerbare seien in Österreich weniger verzerrend, weil gedeckelt und degressiv. Mitterlehner wünscht sich aber ein wettbewerbsfähigeres Konzept. Das könnten EU-weite Versteigerungen der Ökostrom-Volumina sein oder eine Förderung der Investition statt des eingespeisten Stroms. Um die Klima-Ziele zu erreichen, sei Energieeffizienz (weniger Verbrauch) der wichtigste Schlüssel.

Frackingerfolg in Polen

OMV-Chef Gerhard Roiss rückte falsche Vorstellungen zurecht: Öl und Gas werden auch 2035 mit 55 Prozent Anteil das Rückgrat der europäischen Energieversorgung sein. Er hat kein Verständnis, dass Gas verteufelt wird, die umweltschädlichere Kohle aber an Bedeutung gewinnt.

Sorgen bereitet Roiss, dass Gas in den USA dank des Schiefergas-Booms vier Mal billiger ist als in der EU. Land für Land in Europa werde den Widerstand gegen „Fracking“ aufgeben, erwartet Roiss. Dabei wird Gas gewonnen, indem Schiefergestein mit Chemikalien und unter Druck „aufgeknackt“ wird. Großbritannien habe bereits umgeschwenkt, in Rumänien und den Niederlanden gebe es erste Überlegungen. Und in Polen wird laut Medien seit mehr als einem Monat Schiefergas gefördert. Aus einer Bohrung bei Lebork in Pommern strömen täglich rund 8000 Kubikmeter Schiefergas – eine Premiere, aber zu wenig für eine echte kommerzielle Förderung.

Nachhaltigkeit. Ein Schlagwort, welches der Kaffee-Einzhändler Tchibo/Eduscho ab dem 2. September auf "branchenfremde" Art und Weise aufgreift. Künftig gibt's neben "röstfrischem" Kaffee auch Grünstrom. Nach dem Vorbild der Lebensmittelkette Hofer werden ab kommendem Montag 5000 Kunden, welche in Besitz der Kundenkarte "PrivatCard" sind, die Möglichkeit haben ausschließlich in Österreich produzierten Grünstrom zu beziehen. Den nötigen Strom liefert das Kärntner Familienunternehmen AAE (Alpen Adria Energie) Naturstrom.

Bis Ende 2016 bietet die Firma eine Preisgarantie von 6,95 Cent pro Kilowattstunde (kWh) netto, die Grundgebühr pro Zähler beträgt monatlich 1 Euro netto. "Unser Angebot ist mit Sicherheit besser als das von Hofer", sagte Österreich-Chef Harald Mayer zur APA.

Positive Resonanz

Der Strom komme zu 100 Prozent aus Österreich und setze sich wie folgt zusammen: 60 Prozent Windenergie, 20 Prozent Sonnenenergie, 15,5 Prozent Kleinwasserkraft, 4,4 Prozent Biomasse und 0,05 Prozent "sonstige Ökoenergie". Der Diskonter Hofer kooperierte bei seinem Angebot mit der oekostrom AG, 90 Prozent des Stroms stammten aus Kleinwasserkraftwerken in der Steiermark, Tirol und Salzburg, 9 Prozent aus niederösterreichischer und burgenländischer Windenergie und 1 Prozent aus Photovoltaik. Eine Neuauflage sei geplant, über den Zeitpunkt habe man sich aber noch nicht geeinigt, sagte oekostrom-Sprecherin Gudrun Stöger zur APA.

In der E-Control wird das Angebot von Tchibo/Eduscho jedenfalls schon jetzt begrüßt. "Solche Aktionen beleben den Markt", so Bettina Ometzberger, Sprecherin der Regulierungsbehörde.

Gutes Gewissen kaufen

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Tchibo/Eduscho-Chef Mayer räumte ein, dass das Angebot geringfügig teurer sei als bei anderen Stromanbietern. Wobei dies nicht vergleichbar sei, weil andere keinen Naturstrom anbieten würden. "Ich kann ja ein Elektroauto auch nicht mit einem Benzinauto vergleichen", so Mayer.

Da der Kaffeeröster das Thema Nachhaltigkeit nach eigenen Angaben in den Mittelpunkt seiner Geschäftspolitik stellt, wird nun auch die Firmenzentrale in Wien auf Ökostrom umgestellt. Bis 2014 sollen zudem alle 150 Filialen in Österreich mit "Grünstrom" laufen.

Wer sich für die Aktion interessiert, muss ein entsprechendes Formular in einer Tchibo/Eduscho-Filiale oder online auf www.tchibo.at/naturstrom oder www.aae.at/tchibo_naturstrom ausfüllen. Um alles Weitere, inklusive Anbieterwechsel, kümmere sich AAE Naturstrom. Bei Lieferbeginn winkt eine 10-Euro-Gutscheinkarte von Tchibo/Eduscho.