Flugzeug-Zulieferer FACC war schon wieder Ziel von Cyber-Betrügern
Von Christine Klafl
Diesmal ging es nicht um Geld, noch nicht. Ein angeblich internes Mail vom obersten Boss an die Buchhaltung sollte erst einmal Vertrauen aufbauen. Der nächste Schritt wäre dann sündteuer geworden. Dann hätte der Boss vertraulich darum gebeten, für ein Projekt Geld zu überweisen – das mit den Cyber-Betrügern futsch gewesen wäre. Weil die Mitarbeiter des oberösterreichischen Flugzeug-Zulieferers FACC in Sachen Cyber-Attacke "sensibilisiert" sind, blieben die Betrüger diesmal erfolglos.
Anfang des Jahres war das anders. Am 19. Jänner folgte eine FACC-Mitarbeiterin der Mail-Aufforderung, die angeblich vom Firmengründer und -boss Walter Stephan kam und überwies rund 52 Millionen Euro. 10,8 Millionen davon konnten noch eingefroren werden, der Rest war weg – und musste in der Bilanz des Geschäftsjahres 2015/’16 als Abgang verbucht werden.
Finanzchefin und Firmengründer mussten gehen
Weitere Folgen des Cyber-Betrugs, der mit "Fake President", "Geschäftsführer-Trick" oder einfach "Chef-Masche" bezeichnet wird: Die Finanzchefin musste gehen. Und im Mai wurde überraschend auch Firmengründer Stephan entlassen. "Für einen Gründer, ohne ihn gäbe es das Unternehmen wahrscheinlich gar nicht, ist das menschlich mit Sicherheit eine Tragödie", sagt Robert Machtlinger. Er hat interimistisch den Vorstandsvorsitz übernommen und sich auch darum beworben, den Posten ganz zu übernehmen. Die Kundschaft würde das begrüßen, so Machtlinger.
FACC hat noch Chancen, zumindest einen Teil der verschwundenen 42 Millionen Euro zurückzubekommen – von Versicherungen. Derzeit wird mit Assekuranzen verhandelt, ob und wie hoch der Schaden gedeckt ist. Machtlinger macht sich allerdings keine Illusionen darüber, dass dies flott geht. Ein Ende könnte es erst nächstes Jahr geben.
Aufwind
Nach zwei Jahren mit geringem Wachstum ist FACC jetzt wieder im Aufwind. Im ersten Quartal des Geschäftsjahres stieg der Konzernumsatz um 20,7 Prozent auf 164,9 Millionen Euro. Der Gewinn hat sich mehr als verdoppelt (siehe Zahlen rechts).
"Der Markt ist dynamisch", erzählt Machtlinger, der gerade von der Luftfahrtmesse im britischen Farnborough zurückgekommen ist. Laut einer älteren Prognose brauchen die Airlines in den kommenden zwei Jahrzehnten 31.400 neue Flugzeuge. Dies wurde jetzt auf knapp 40.000 Flugzeuge nach oben revidiert. "Und FACC ist mit Komponenten bei allen vertreten", sagt Machtlinger. Dass Airbus die A380-Produktion um mehr als die Hälfte stutzen muss, weil Neubestellungen ausbleiben, treffe die FACC kaum.
Gut für den Arbeitsmarkt: Für weiteres Wachstum will das Unternehmen heuer 250 neue Mitarbeiter aufnehmen.